"Was nützt es dem Menschen, wenn er Lesen und Schreiben gelernt hat, aber das Denken anderen überläßt?" - Ernst R. Hauschka
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Text - Blutjung (Foelske Roman)

Kommentare

Blutjung(Foelske Roman) von K13online
am 19.01.2013


Blutjung - Rezension von DieterGieseking
am 10.04.2003

Rezension:
Autor: Walter Foelske
Titel: Blutjung

Dieser Roman erzählt eine Geschichte, die nach den heutigen Moralvorstellungen niemals passieren kann. Ein Junge verliebt sich in einen Mann. Torsten, im Alter von 12 Jahren, lernt in der Straßenbahn Christian kennen. Torsten ist ein hochbegabter Junge, der seine Umwelt mit kritischen Augen beobachtet und beurteilt. Und er ist schwul. "Das ich mir aus Mädchen nichts mache weiß ich von Babybeinen an." Christian ist Korrektor bei einer Zeitung und auch schwul. Er hatte geplant seinen gleichaltrigen Freund Lutz zu heiraten, bevor er Torsten traf, der wie eine Bombe in sein Leben einschlug und alles auf den Kopf stellte. Es wird eine Geschichte erzählt, die zeigt, dass wir in einer Welt leben, in der eine Zahl wichtiger ist als der Mensch. Mit der magischen Zahl 12 wird alles erschlagen; Gefühle, Bewußtsein, Argumente...! Und es wird erzählt, dass der angeblich so altruistische Kinderschutz gar nicht so selbstlos ist. So lassen sich Eifersucht, vermeintliche Besitzansprüche der Eltern, eigenes Versagen, Doppelmoral, Spießigkeit und dergleichen mehr hervorragend hinter der vorgetragenen Sorge um das Wohl des "armen" Kindes verstecken. Im Kampf gegen den bösen Kinderschänder schließen sich die Reihen. Und im Kampf für das Wohl des Kindes schreckt man vor keiner noch so abwegigen Absurdität zurück. "Er kann schwul sein so viel er will", ruft der Vater. "Aber nicht mit Zwölf, nicht so langer er die Füße unter meinen Tisch setzt." Dieses Buch ist aber nicht nur ein Plädoyer für die differenzierte Beurteilung und gegen pauschalierte Verdammung einer pädophilen Beziehung, sondern es ist auch eine schonungslose Kritik an der Art und Weise wie sich viele Schwule gegenüber einer anderen, sexuellen Minderheit verhalten. Und diese Kritik ist leider mehr als berechtigt. Denn es ist geradezu erschreckend mit ansehen zu müssen, wie Schwule eifrig darum bemüht sind, noch intoleranter zu sein, als Jene, die Schwule noch immer für Perverse halten. So ist zu hoffen, dass dieses Buch so manchen Schwulen wieder in Erinnerung ruft, dass kein Mensch nur für die Art wie er liebt ins Gefängnis geworfen werdens soll. Bei allem Lob für dieses zweifelsfrei gelungene Werk muß dennoch eine kritische Anmerkung erfolgen. Der Autor hat mit dem hochbegabten Torsten eine Figur geschaffen, die es ihm ermöglichte philosophische Betrachtungen anzustellen, so dass der Roman auch als anspruchsvoll bezeichnet werden muß. Es ist aber zu fragen, ob nicht der Leser dazu neigen könnte, nachdem er auf der letzten Seite dieses Buches angelangt ist, es mit dem Gedanken -ein schöner Roman- , in sein Bücherregal stellt und wieder vergißt, weil der Torsten grundverschieden ist von den Jungen mit denen der Leser Tag täglich zu tun hat; dem Sohn, Neffen, Nachbarsjungen....! So ist also der Leser aufgefordert zu erkennen, dass jeder Junge, der sich zu gleichgeschlechtlichen Partnern hingezogen fühlt, vor riesigen Problemen steht und zwar überwiegend durch Menschen, die es ja nur gut mit ihm meinen. "Er kann schwul sein so viel er will, ruft der Vater, aber nicht mit Zwölf." Daher ist dieses Buch auch jedem ans Herz gelegt, der noch ein offenes Ohr für die Nöte von Kindern hat und Kinderschutz nicht als Feigenblatt benutzt, um damit seine eigenen Unzulänglichkeiten bedecken zu können.

Heinz Krüger
Köln im Februar 2001

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