Tagebuch einer Gefangenschaft: 50. Tag

Tagebuch einer Gefangenschaft: 50. Tag, Mittwoch, den 6. Juli 2016, in der JVA Bruchsal im geschlossenen Vollzug

Gleich nach dem Aufschluss um 6 Uhr gehe ich zum Duschen, wo schon drei andere Gefangene anwesend sind. Der heutige Tag wird wieder sehr sonnig und heiß werden. Briefe von gestern wandern in den gelben Postkasten. Beim gestrigen Sammelbrief vom Koordinator "Frank Z." war ein Brief mit 15 Euro in Bar als anonyme Spende für Gefangenhilfe an mich dabei gewesen. Im Gegensatz zur JVA Kislau darf man in Bruchsal jedoch ein Bargeld auf der Zelle haben. Ich übergebe das Bargeld dem diensthabenden Beamten, er möge den Betrag als SG1 bei der Zahlstelle einzahlen. Um 11 Uhr wieder Haftraumkontrolle. Im Gang läuft mir wieder einmal der Kislauer Zugangsgefangene "Cemil" über den Weg und rämpelt mich absichtlich an. Sagt aber kein Wort. Ich auch nicht. Man könnte dieses Anrämpeln auch als Anmache verstehen. Er könnte lediglich mit mir ins Gespräch kommen wollen. Daran hab ich aber  kein Interesse und irgnoriere Ihn weiterhin.

Gegen Mittag bringt  mir ein Beamter den beantragen Kontoauszug über meine vorhandenen Geldmittel vom Sondergeld 1(SG1) und Hausgeld(HG) und Eigengeld(EG). Ebenso wird mir die Lohnabrechnung für den Monat Juni von der Arbeit in Kislau im U5 Betrieb ausgehändigt.

Erstaunt und verärgert stelle ich fest, dass mir Kislau von meinem ohnehin geringen Arbeitslohn auch noch 25% abgezogen hat. Das ist eine unverschämte Frechheit. Kislau hat mir damit im Nachgang nochmals einen Tritt verpasst. In den 17 ganztägigen Werktagen habe ich somit nur 142,73 Euro verdient. Von diesem Betrag muss 4/7 als Überbrückungsgeld(ÜG) angespart werden. Demnach kann ich für 3/7 des Betrages einkaufen. Den genauen Einkaufbetrag für den Monat Juli werde ich am morgigen Donnerstag auf dem Einkaufschein sehen. Das SG1 für den Einkauf war heute noch nicht eingetroffen, aber wird am morgigen Donnerstag auf meinem SG1-Konto vorhanden sein.

Der geringe Arbeitslohn in den JVAs und die damit verbundene "Sklavenarbeit" wird an dieser Stelle nicht thematisiert. Die Unternehmensbetriebe verdienen sich jedenfalls an den bundesweit rund 64.000 Gefangenen dumm und dämlich. Dazu lediglich ein Link auf eine Gefangenen-Gewerkschaft:

https://ggbo.de

Am Abend schreibe ich wieder Brief und schau TV - Fußball Europa-Meisterschaft. 


Tagebuch einer Gefangenschaft: 48. Tag, Montag, den 4. Juli 2016, und 49. Tag, Dienstag, den 5. Juli 2016,in der JVA Bruchsal im geschlossenen Vollzug

http://krumme13.org/text.php?id=1252&s=read

geschrieben von K13online am 12.03.2017 - ID: 1256 - 2169 mal gelesen Drucken

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