Tagebuch einer Gefangenschaft: 133. Tag, Dienstag, den 27. September 2016 in der JVA Bruchsal im geschlossenen Vollzug
In der Nacht ging ein kräftiges Gewitter auf die JVA hernieder. Schlafe bis 10 Uhr weiter und schaue nebenbei mal wieder in die Glotze. Kurz vor der Ausgabe des Mittagessens kommt Peter K. wieder kurz auf meine Zelle. Erzähle Ihm und dem Gefangenen auf Zelle 4310 etwas über den einen Tag "Amnestie", den ich erhalten habe. Großes Lachen schallt durch den Raum. Eigentlich ist heute Einkauf, aber nicht für mich, weil kein Geld(SG1) von Draußen eingetroffen war. Bis zum nächsten Einkauf in zwei Wochen kommen schwere Zeiten auf mich zu, denn ich habe nix mehr im Haftraum. Von 15 bis 16 Uhr gehen Peter K. und ich wieder gemeinsam zum Hofgang. Um 16:30 Uhr ist wieder Einschluss und man ist ganz alleine auf der Zelle. Zum Abendbrot tausche ich mit Peter K. wieder Käse für seinen Wurstsalat. Davon wird man nicht satt. Vom Gefangene 4310 bekomme ich ein Päckchen Tabak von seinem Einkauf, denn ich hatte ja meine Halskette eingetauscht. Am Abend schaue ich wieder TV und schreibe Briefe nach Draußen....
Tagebuch einer Gefangenschaft: 134. Tag, Mittwoch, den 28. September 2016 in der JVA Bruchsal im geschlossenen Vollzug
Bei Aufschluss stehe ich auf und gehe zum Briefkasten auf der 1. Ebene und werfe wieder Brief an meine Freunde draußen ein. Heute ist Bettwäschetausch. Dann wieder Tee trinken und Tabletteneinnahme wie jeden Morgen. Von 9 bis 11 Uhr bleibt mir nix anderes übrig, um mich wieder ins Bett zu legen. So sieht also "Resozialisierung" aus. Beim Mittag-Aufschluss gehe ich wieder runter und leeren den Mülleimer aus. Vom ohnehin dürftigen Mittagessen hebe ich mir den Jogurt bis zum Abend auf, denn es wird wieder wenig zu Essen geben. Der fehlende Einkauf macht sich bemerkbar. Nach dem Mittagessen habe ich mir angewöhnt, immer die TV-Sendung "Richter Hold" anzuschauen. Damit muss ich mir die Zeit totschlagen. Bis es um 15 Uhr wieder für eine Stunde zum Hofgang geht - wieder mit Peter K. Von Ihm muss ich mir wieder Briefmarken ausleihen, aber er hat ziemlich viele Marken auf seiner Zelle. Heute ist bis um 19:30 Uhr offene Freizeit oder besser gesagt: Die Zellentüren sind auf. Peter K. und ich verbringen die ganze Zeit gemeinsam und schauen TV und beteiligen uns an den Rate-Shows. Am Abend schreibe ich wieder Briefe, diesmal in die Niederlande, denn heute ist ein Brief von dort bei mir eingetroffen. Auch mein Koordinator bekommt wieder einen Brief von mir. Mein Kugelschreiber neigt sich der Leere. Muss mal wieder eine Kopfschmerztablette einnehmen. Im TV läuft der Film "Das weiße Kaninchen". Es geht um Grooming...
Tagebuch einer Gefangenschaft: 135. Tag, Donnerstag, den 29. September 2016 in der JVA Bruchsal im geschlossenen Vollzug
Nach dem Aufschluss um 6 Uhr werfe ich die Briefe von gestern in den Briefkasten ein. Es bleibt mir nix anderes übrig: Ich muss wieder bis 11 Uhr schlafen. Es kommt Post von einem anderen Gefangenen in einer JVA bei mir an. In der Anstaltskirche findet am 6. Oktober eine Veranstaltung mit einem Magier statt. Trage mich in eine Liste zur Anmeldung ein. Mittags ist wieder Gerichts-Show Hold im TV. Beim Hofgang mit Peter K. treffe ich erstmals den Gefangenen wieder, der mit mir bei der Anhörung der Strafvollstreckungskammer in Karlsruhe gewesen ist. Seine Zelle ist im 1. Flügel und man kann sich nur im Hof treffen. Er hat auch keine 2/3 Strafe bekommen, denn sein Termin wäre am 23. gewesen. Wir Beide hatten die gleiche Richterin. Zum Abendessen gibts wieder Essentausch mit Peter K. Ohne Ihn wäre ich vermutlich verhungert. Denn er isst nicht viel von dem mageren Anstaltsangebot, weil er auf der Zelle immer seine eigene Nudelsuppe mit Zwiebel isst. Das kann unmöglich gesund sein. Nun, mir kommt es zu Gute. Mein späterer Dank an Ihn wird eine Brieffreundschaft sein, die mit Stand von heute(23. März 2018) anhält. Das Radio & TV begleitet mich wieder in den Schlaf...
Tagebuch einer Gefangenschaft: 130. - 132. Tag
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