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Text - Studie Uni Bonn(1): Ursachen pädophilen sexuellen Interesses |
Untersuchung zu Ursachen pädophilen sexuellen Interesses
Zwischenbericht Januar 2012
Prof. Dr. Rainer Banse
Institut für Psychologie, Universität Bonn, Kaiser-Karl-Ring 9, 53111 Bonn
[email protected]
Dieser Zwischenbericht bezieht sich auf eine Online-Studie zur Ursache pädophiler sexueller Neigungen, die im Sommer 2011 im Rahmen eines größeren Forschungsprojektes durchgeführt wurde. Die Durchführung der Studie wurde von den Organisatoren mehrerer Internetforen tatkräftig unterstützt. Wir bedanken uns herzlich bei den Moderatoren der Webforen sowie bei den zahlreichen Teilnehmern dieser Online-Befragung. Dieser Zwischenbericht gibt die wesentlichen empirischen Ergebnisse und Erkenntnisse der Online-Befragung wieder. Es handelt sich um einen Zwischenbericht, weil die ersten Ergebnisse dieser Studie sowie neuere theoretische Überlegungen Fragen aufgeworfen haben, die wir in weiteren Befragungen abklären müssen. Erst dann ist eine abschließende wissenschaftliche Veröffentlichung in einer (vermutlich englischsprachigen) Fachzeitschrift geplant. Wir rechnen damit, dass dieses Projekt im Juni 2012 abgeschlossen werden kann.
Vorbemerkung
Der Begriff Pädophilie wird in den Medien häufig verwendet, allerdings oft unpräzise oder falsch. Ein gängiges Missverständnis besteht darin, die Begriffe Pädophilie und Kindesmissbrauch synonym zu verwenden. Tatsächlich sind Kindesmissbraucher nicht notwendiger Weise pädophil und Pädophile begehen nicht notwendiger Weise Missbrauchstaten an Kindern. Kindesmissbrauch ist ein juristischer Begriff, der durch sexuelles Verhalten mit Kindern unter 14 Jahren definiert ist. Dabei spielt es keine Rolle, ob das sexuelle Verhalten durch ein spezifisches sexuelles Interesse an Kindern motiviert ist oder nicht. Nach Schätzungen (z.B. Ahlers, Schaefer & Beier, 2005) weisen nur 20-50% aller Kindesmissbraucher ein spezifisches sexuelles Interesse an Kindern auf. Der Begriff Pädophilie bezeichnet ein sexuelles Interesse an vorpubertären Kindern, das ausschließlich oder auch neben einem sexuellen Interesse an Erwachsenen bestehen kann. Pädophiles sexuelles Interesse stellt einen Risikofaktor für pädosexuelle Handlungen dar, ist aber nicht notwendiger Weise mit sexuellen Handlungen mit oder an Kindern verbunden.
Fragestellung der Studie
In unserer Studie geht es um die Frage, warum Männer pädophile Neigungen entwickeln. Überaschender Weise wissen wir bisher so gut wie nichts über die Ursachen pädophiler Neigungen. In der Forschung wird Pädophilie vor allem als Risikofaktor für sexuellen Kindesmissbrauch bei verurteilten Sexualstraftätern untersucht. Es gibt aber so gut wie keine Forschung zu den Ursachen dieser sexuellen Präferenz. Tatsächlich gibt es auch nur sehr wenig empirisch fundiertes Wissen über die Ursachen von als normal angesehenen sexuellen Orientierungen wie Heterosexualität und Homosexualität. Die zentrale Idee der vorliegenden Studie besteht darin, pädophile sexuelle Neigungen als eine sexuelle Orientierung aufzufassen, die mit der gleichen allgemeinen Theorie erklärt werden kann wie ein sexuelles Interesse an gleich- oder gegengeschlechtlichen Erwachsenen(1)
(1. Um einem möglichen Missverständnis vorzubeugen: aus den theoretischen Annahmen, der Fragestellung oder den Ergebnissen dieser wissenschaftlichen Untersuchung lassen sich keinerlei Schlussfolgerungen über die ethische oder juristische Bewertung von sexuellen Handlungen an Kindern ableiten. Wir gehen davon aus, dass Männer keinen Einfluss auf ihre sexuellen Präferenzen haben (die sexuelle Orientierung von Frauen scheint wesentlich flexibler zu sein, möglicherweise ist sie sogar willentlich beeinflussbar). Pädophile Männer haben ihre sexuelle Präferenz genauso wenig gewählt wie homo‐ oder heterosexuelle Männer. Für ihr sexuelles Verhalten sind sie jedoch verantwortlich. Sexuelle Handlungen an oder mit Kindern sind nicht akzeptabel, unabhängig davon, wodurch sie motiviert sind.)
Eine relativ neue und bisher wenig rezipierte Theorie der sexuellen Orientierung ist die „Exotisch-wird-Erotisch“-Theorie von Bem (1996). Bem postuliert, dass der zentrale Faktor für die individuelle Entwicklung einer heterosexuellen oder homosexuellen Orientierung in der Kindheit liegt. Aufgrund von Temperamentsunterschieden zwischen Jungen und Mädchen ergäben sich unterschiedliche Spielpräferenzen und bei den meisten Kindern eine Bevorzugung gleichgeschlechtlicher Spielpartner. Neben Kindern, die eine geschlechtskonforme Sozialisation erlebten, gebe es auch Kinder, die eher die Spielpräferenzen des anderen Geschlechtes teilen und auch gegengeschlechtliche Spielpartner und Freunde bevorzugen. Bem postuliert, dass Kinder die Gruppe ihrer Spielpartner als vertraut und ähnlich empfinden, die Kinder des jeweils anderen Geschlechtes jedoch als fremd und exotisch. Mit dem Einsetzen der Pubertät wird nun durch hormonellen Einfluss diese als fremd und exotisch wahrgenommene Gruppe erotisch aufgeladen und als sexuelles Objekt festgelegt (Abbildung 1). Dieser Exotic-Becomes-Erotic“-Prozess (EBE) führt dazu, dass Männer und Frauen mit geschlechtstypischem Verhalten in der Kindheit als Erwachsene Personen des anderen Geschlechtes sexuell attraktiv finden (Heterosexuelle), und Erwachsene mit einer nicht geschlechtstypischen Sozialisation Personen des gleichen Geschlechtes (Homosexuelle).
Abbildung 1. Bems „Exotic-Becomes-Erotic“-Theorie der sexuellen Orientierung
(K13online: Die Grafiken können hier leider nicht angezeigt werden. Sie finden diese im Original-Dokument, welches bei uns angefordert werden kann.)
Es gibt zwar bisher nur wenige empirische Studien, die Bems EBE-Theorie überprüft haben, aber in diesen wird die Theorie gut bestätigt, allerdings eher für Männer. Ein großer Anteil von schwulen Männern berichtet über geschlechtsuntypische Spielpräferenzen und gegengeschlechtliche Spielpartner in der Kindheit. Für Frauen ist die empirische Bewährung weniger deutlich. Viele Mädchen mit atypischem Spielverhalten entwickeln später eine heterosexuelle Identität. Die Theorie Bems erscheint aber zur Erklärung verschiedener Formen männlicher Sexualität geeignet. Wir haben uns nun die Frage gestellt, ob der EBE-Ansatz auch die Entwicklung eines pädophilen sexuellen Interesses erklären kann. Der gleiche Mechanismus, der bei den meisten Männern zu einer heterosexuellen und bei manchen Männern zu einer homosexuellen Orientierung führt, könnte unter spezifischen Bedingungen zu einer pädophilen Alterspräferenz führen, die sich sowohl auf das gleiche wie das andere Geschlecht beziehen kann. Wie könnten diese spezifischen Bedingungen aussehen? Aus der Sicht der EBE-Theorie ist der entscheidende Faktor für die Ausbildung einer sexuellen Anziehung durch eine bestimmte Kategorie von Menschen das Gefühl des Anders-Seins, der Fremdheit, zu der sexuell präferierten Gruppe in der Kindheit.
Es ist denkbar, dass wenig oder ein sehr problematischer Kontakt zu Gleichaltrigen beiderlei Geschlechts zu dem von Bem postulierten Gefühl der Fremdheit gegenüber Kindern im allgemeinen führen kann. Wenn nicht Mädchen oder Jungen als „exotische“ Gruppe wahrgenommen werden, sondern Kinder insgesamt, könnte der von Bem beschriebene Prägungsvorgang nicht ein Geschlecht, sondern eben die Gruppe der Kinder als präferiertes sexuelles Objekt erfassen. Dabei können viele verschiedene Ursachen für einen erschwerten Kontakt zu den Peers (Gleichaltrigen) verantwortlich sein: z.B. neurologische oder kognitive Entwicklungsdefizite, die zu einer Ablehnung durch Peers führen, das Gefühl der Überlegenheit gegenüber Gleichaltrigen, Verhinderung von Peerkontakten durch Eltern oder andere Familienmitglieder, Zeitmangel aufgrund anderer Beschäftigungen (Musik, Sport), oder extreme Ungeselligkeit.
Es gibt einige Befunde, die eine EBE-Erklärung der Pädophilie stützen. So sind im Vergleich zur Bevölkerung überproportional viele pädophile Männer homosexuell. Diese Tatsache weist darauf hin, dass viele Pädophile einen von dem heterosexuellen Entwicklungsgang abweichende sexuelle Prägung erfahren, die Ähnlichkeiten oder Überlappungen mit der Entwicklung homosexueller Männer aufweist. Bundschuh (2001) hat mit selbstidentifizierten Pädophilen ausführliche Interviews zu Ihrer persönlichen und sexuellen Entwicklung geführt. In diesen Interviews fällt auf, dass fast alle Pädophile ihre Beziehungen zu Gleichaltrigen in der Kindheit als sehr schwierig oder problematisch beschreiben. Viele wurden von Peers abgehlehnt, andere fühlten sich ihnen so überlegen, dass es nicht zu Beziehungen „auf Augenhöhe“ mit Gleichaltrigen kam. Ferner lassen sich viele in der Literatur beschriebene Korrelate der Pädophilie (neurologische Defizite, leicht reduzierter IQ, Missbrauchserfahrung und Traumatisierung), gut in den EBE-Ansatz integrieren. All diese Faktoren könnten dazu beigetragen haben, die Beziehungen zu Peers zu erschweren. Diese Faktoren erklären jedoch nicht an sich die Ausbildung pädophiler Neigungen, weil die überwiegende Mehrheit der Personen mit diesen belastenden Faktoren nicht pädophil werden. Es ist aber plausibel, dass diese Risikofaktoren in manchen Fällen zu mangelndem Peer-Kontakt führen, und dadurch der (jeweils schwache) Zusammenhang zwischen unspezifischen Risikofaktoren und pädophilen Neigungen vermittelt wird.
Obwohl uns dieser Erklärungsansatz grundsätzlich plausibel erscheint, bleiben viele Fragen offen. So ist in einer EBE-Theorie der Pädophilie nicht klar, in welchem Verhältnis die Alterspräferenz für Kinder mit der sexuellen Orientierung steht. Es ist nicht klar, warum viele (aber nicht alle) Pädophile auch durch Erwachsene sexuell angezogen werden. Ferner ist nicht klar, wie die EBE-Theorie den Unterschied zwischen pädophilem Interesse und einer bisexuellen Orientierung erklären kann. Bevor wir jedoch diese Fragen weiter diskutieren, erscheint es zunächst notwendig abzuklären, ob EBE überhaupt Erklärungswert für die Ausbildung pädophilen sexuellen Interesses hat. Um das zu prüfen, muss zunächst gezeigt werden, dass pädophile Männer als Kinder tatsächlich Defizite in ihrer Beziehung zu Gleichaltrigen hatten.
Hypothesen
Aufgrund der EBE-Theorie wird erwartet, dass pädophiles sexuelles Interesse bei Erwachsenen mit Defiziten in der Beziehung zu Gleichaltrigen in der Grundschulzeit zusammenhängt.
Zusätzlich werden einige andere Faktoren erfasst, die in der Literatur als Ursachen oder zumindest Risikofaktoren für die Ausbildung pädophilen sexuellen Interesses genannt wurden: sexuelle Missbrauchserfahrung in der Kindheit, Traumatisierungserfahrungen in der Kindheit, Anzahl älterer biologischer Brüder.
Methoden - Teilnehmer
Zur Teilnahme an der Untersuchung wurden heterosexuelle, homosexuelle und pädophile Männer mit einem Mindestalter von 18 Jahren eingeladen. Die Anwerbung und Rekrutierung der Versuchspersonen erfolgte im Internet über eine Kontaktaufnahme mit den Webmastern verschiedenster Internetforen rund um das Thema Sexualität sowie pädophiler Interessensvertretungen, Präventionseinrichtungen und Selbsthilfegruppen, denen ein entsprechend entworfenes Anschreiben mit Informationen über das Forschungsvorhaben zugesandt wurde. Insgesamt wurde an 45 Internetforen appelliert, sich an der Untersuchung zu beteiligen, von denen sich neun bereit erklärten, den Link auf ihren Internetplattformen zu veröffentlichen und die Besucher ihrer Seite zur Teilnahme aufzurufen. Des Weiteren erklärten sich zwei der in der Szene am weitesten bekannten Pädophilen-Boards in Deutschland bereit, den Link durch ihre internen EMail-Verteiler weiteren potentiellen Teilnehmern zugänglich zu machen. Durch die Bitte um entsprechende Weiterleitung konnten im Schneeballverfahren weitere Teilnehmer erreicht werden. Die Teilnehmer wurden darüber informiert, dass es sich um eine Untersuchung über den Zusammenhang von Kindheitserlebnissen und sexueller Orientierung handelt. Die Teilnahme an der Studie war freiwillig und völlig anonym.
Insgesamt begannen 526 Personen die Untersuchung, von denen zum Zeitpunkt der Datenauswertung 162 (31%) die gesamte Erhebung abgeschlossen haben. Von der Analyse ausgeschlossen wurden Teilnehmer, die nicht männlich und nicht mindestens 18 Jahre alt waren, sowie solche, die die Fragen vermutlich zufällig beantwortet haben. Die finale Stichprobe bestand schließlich aus N = 139 männlichen Probanden im Alter von 18 bis 75 Jahren (M = 36.1, SD = 13.4). Der Großteil der Stichprobe verfügt über einen höheren Bildungsabschluss (24% Realschulabschluss, 30% Gymnasialschulabschluss, 38% Universitätsabschluss, 4% Hauptschule, 1% ohne Abschluss). 71% der Stichprobe sind zum Zeitpunkt der Untersuchung Single, 28% gaben an, in einer festen Partnerschaft zu leben. Ausgehend von einer Clusteranalyse der Selbstberichtsdaten wurde die sexuelle Orientierung und Alterspräferenz der Probanden fünf Gruppen zugeteilt (Tabelle 1).
Tabelle 1: Häufigkeiten sexueller Orientierung und Alterspräferenzen in der Stichprobe
Sexuelles Interesse an - Anzahl
Frauen 38
Männer und Jungen 27
Frauen und Mädchen 16
Jungen 26
Jungen, Mädchen, Männer und Frauen 29
Keine Zuordnung möglich 3
(K13online: Grafik nur im Original-Dokument einsehbar)
Fragebogenverfahren
Es wurden mehrere Skalen entwickelt, die geschlechtstypisches Spielverhalten und die Qualität des Kontakts zu Gleichaltrigen im Grundschulalter im retrospektiven Selbstbericht erfassen sollten. Es wurden auf den Ergebnissen Bundschuhs (2001) beruhend drei Skalen konstruiert: Deprivation von Gleichaltrigen aus Gründen (a) der Zurückweisung, (b) der Überlegenheit und (c) an sexistischen männlichen Vorbildern orientiertes Rollenverhalten. Die Reliabiltäten der Skalen waren befriedigend (.83). Eine Skala zur Erfassung geschlechtstypischen Spielverhaltens wies eine unzureichende Reliabilität auf. Ferner wurden eine Reihe von Maßen zur Erfassung belastender Erlebnisse in der Kindheit verwendet, insbesondere eine deutsche Version des Childhood Trauma Questionnaires mit den Subskalen Sexueller Missbrauch, Emotionale und Körperliche Misshandlung, sowie Emotionale und Körperliche Vernachlässigung. Die Reliabilitäten waren bis auf die Skala Körperliche Vernachlässigung befriedigend (.84).
Ergebnisse
Wie erwartet korrelierte die Skala Zurückweisung durch Peers schwach aber statistisch signifikant positiv mit dem sexuellen Interesse an Jungen (r = .19) und Mädchen (r = .17), sowie negativ mit dem Interesse an Frauen (r = -.26). Noch deutlicher fielen die Korrelationen bei zusammengesetzten Skalen Sexuelles Interesse an Kindern (r = .27) und Sexuelle Präferenz für Kinder (r = .32) aus.
Auch die Skalen des Childhood Trauma Questionnaires korrelierten signifikant mit dem sexuellen Interesse an Kindern, insbesondere die Skalen Emotionale und Körperliche Misshandlung und Emotionaler Missbrauch. Überraschender Weise zeigte der in der Literatur am häufigsten genannte Risikofaktor Sexueller Missbrauch keine signifikante Korrelation mit selbstberichtetem sexuellem Interesse an Jungen oder Mädchen.
In einer weiteren Analyse wurde geprüft, ob die Zurückweisung durch Peers auch noch nach Kontrolle einer kindlichen Traumatisierung das sexuelle Interesse an Kindern vorhersagte. Das war der Fall: in einer hierarchischen multiplen Regression erklärte der Gesamtscore des Childhood Trauma Questionnaire 5% der Varianz sexueller Präferenz für Kinder, und die Hinzunahme der Skala Zurückweisung durch Peers erklärte weitere 5% der Varianz.
Alle weiteren untersuchten Prädiktoren wie die Anzahl älterer Brüder korrelierten nicht signifikant mit sexuellem Interesse an Kindern.
Diskussion
Die vorliegende Studie sollte überprüfen, ob die EBE-Theorie Bems (1996) der sexuellen Orientierung auch die Entwicklung pädophiler sexueller Neigungen erklären kann. Bem nimmt an, dass bei Kindern das Gefühl der Fremdheit gegenüber dem Geschlecht, zu dem wenig Spielkontakt besteht, in einem prägungsähnlichen Lernprozess später zu einer sexuellen Anziehung führt (exotic becomes erotic) Es wird angenommen, dass pädophile Männer in ihrer Grundschulzeit wenig oder problematische Beziehungen zu Kindern beiderlei Geschlechts hatten. Das Gefühl der Fremdheit gegenüber Kindern führt dann beim Einsetzen der Pubertät zu einer sexuellen Anziehung durch Kinder. Es wurde erwartet, dass mangelnde oder dysfunktionale Peer-Beziehungen in der Kindheit spätere pädophile Neigungen vorhersagen, auch wenn andere vermutete Risikofaktoren wie emotionale und physische Traumatisierungen und eigene sexuelle Missbrauchserfahrungen berücksichtigt werden. Die Ergebnisse bestätigten diese Hypothese.
Damit ist ein erster Nachweis erbracht, dass die EBE-Theorie auch pädophiles sexuelles Interesse erklären kann. Es bleiben jedoch viele Fragen offen. Z.B. ist völlig unklar, warum manche Männer ausschließlich durch Kinder angezogen werden, andere durch Kinder und Erwachsene. Ferner ist aus Sicht der EBE-Theorie unklar, worin sich eine pädophile von einer bisexuellen Entwicklung unterscheidet, da eine Wahrnehmung männlicher und weiblicher Kinder als exotisch auch zu einer bisexuellen Orientierung führen könnte, sofern die sexuellen Objekte (wie im Falle einer homo- oder heterosexueller Entwicklung) „mitreifen“. Diese Fragen erfordern weitere empirische Studien und idealer Weise sollten Daten zu Kindheitserlebnissen nicht retrospektiv, sondern in prospektiven Längsschnittstudien erhoben werden.
Referenzen
Ahlers, C., Schaefer, G. A., & Beier, K. M. (2005). Das Spektrum der Sexualstörungen und ihre Klassifizierbarkeit in DSM-IV und ICD-10.
Sexuologie, 12, 120–152.
Bem, D. J. (1996). Exotic becomes erotic: A developmental theory of sexual orientation. Psychological Review, 103, 320-335.
Bundschuh, C. (2001). Pädosexualität: Entstehungsbedingungen und Erscheinungsformen. Opladen: Leske und Budrich.
Das Original-Dokument(einschließlich hier fehlender Grafiken) kann bei uns als PDF-Datei oder bei Prof. Dr. Banse angefordert werden.
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