Interview mit Dr. Florian Mildenberger (Pädophilie im öffentlichen Diskurs)

Zur Neuerscheinung seines Buches -Pädophilie im öffentlichen Diskurs, Beispiel Peter Schult - haben wir mit dem Autor - Dr. Florian Mildenberger - ein Interview geführt:

K13online: In diesem Sommer(2006) haben Sie Ihr neues Buch veröffentlicht. Darin befassen Sie sich mit dem brisanten Thema der Pädophilie. Welche positiven und negativen Reaktionen haben Sie bisher als Feedback erhalten? Wie sieht es mit Einladungen zu Buchlesungen aus ?

Mildenberger: In der Wissenschaft bedeutet Schweigen ja stets totschweigen. Seitens meiner Kollegen und Kolleginnen an den Universitäten war die Reaktion auf mein Buch die absolute Stille. Und das wird wohl noch eine Weile so bleiben. Von meinen schwulen Bekannten bekam ich ein positives Feedback, die Heteros in meinem Umkreis waren relativ planlos. Schade finde ich, dass zuvor zugesagte Lesungen urplötzlich abgesagt wurden. Eigentlich hatte das Forum Homosexualität und Geschichte in München, wo der Nachlass von Schult verwahrt wird, vorab eine Lesung sogar gewünscht. Doch kaum war das Buch erschienen, wollten die Verantwortlichen von nichts mehr gewusst haben. Der sich stets als Gralshüter des reinen Anarchismus positionierende autonome Buchladen „Schwarze Risse“ in Berlin wollte sich ebenfalls vorab gegebener Zusagen nicht mehr entsinnen. Vielleicht sollten die Reichsgeschichtsverweser aus dem Mehringhof ihren Laden in "Schwarze Pisse" umbenennen, da sie sich bei dem Thema Pädophilie offenbar in die Hosen gemacht haben. Umso mehr hat mich die Einladung des Schwulenreferates der Universität Bielefeld gefreut. Dort werde ich am 13.12. einen Vortrag halten. Ansonsten aber sieht es düster aus.

K13online In der schwul-lesbischen Zeitschrift "Gigi"(Zeitschrift für sexuelle Emanzipation) erscheinen auch Artikel von Ihnen. Wie schätzen Sie die aktuell politiche Situation der Pädophilen aus der Sicht der Homosexuellen ein ?

Mildenberger: Die Homosexuellen… ein schöner Begriff und danke dass Sie nicht von Schwulenbewegung sprechen. Die gibt’s nämlich nicht mehr. Damit entfällt leider auch ein direkter Bezug. Die Homosexuellen interessieren sich weitgehend nicht für die Pädophilen, obwohl gerade in der schwulen und lesbischen Szene einem ephebischen Jugendideal gehuldigt wird. Gleichzeitig war es mit Volker Beck ein Vertreter des LSVD, der durch eine Mischung aus Tatenlosigkeit und Kadavergehorsam gegenüber Otto Schily&Co einer Kriminalisierung jugendlicher Sexualität Vorschub geleistet hat. Vielleicht werden in nicht allzu ferner Zeit die Schwulen und Lesben selbst wieder in den Verdacht der Jugendverführung geraten.
Dann könnte es nach anfänglichen Abwehrgeplänkel wieder zu einer Annäherung zwischen homosexuellen "Stinos" und Pädos kommen.


K13online: In den Niederlanden wurde im Sommer d.J. die weltweit 1. Partei von und für Pädophilie gegründet. Halten Sie es auch in Deutschland für machbar, eine solche Partei zu gründen und wie lange würde dies ggf. noch dauern ?

Mildenberger: Diese Idee halte ich für schwachsinnig. Erstens weil die Partei niemals einen Erfolg verbuchen wird und zweitens weil dadurch der Blick der selbst ernannten Kinderschützer erst recht auf die Pädos gelenkt wird. Aus eventuellen Stimmenzahlen kann jeder halbwegs mit Arithmetik vertraute Konservative oder Rechtsradikale seine eigenen Hochrechnungen zusammenstellen und neues Öl ins Feuer gießen. Zudem sind die Pädos gänzlich uneins, die Sexualität allein ist weder abend- noch parteiprogrammfüllend. Ich empfehle in diesem Zusammenhang zur Lektüre den Comic von Ralf König über die Gründung einer "homosexuellen Partei".

K13online: Der Inhalt Ihres Buches beschränkt sich überwiegend auf die Person Peter Schult und die historische Endwicklung der Pädophilenbewegung. Auf die letzten Jahre des Pädo-Aktivismus gehen Sie nur am Rande ein. Was halten Sie von den jüngsten Aktivitäten pädophiler Aktivisten ?

Milderberger: Die jüngsten Aktivitäten spielen sich außerhalb der Rezeptionsebene der Gesellschaft ab. Die Pädos sind im Abseits, ihre Überlegungen werden allenfalls noch von ihren Gegnern uminstrumentalisiert. Aus diesem Eck herauszukommen ist natürlich in Zeiten einer allgemeinen Terroristenhatz und Sozialerpressung schwierig. Das wird noch einige Zeit dauern.

K13online: Sicherlich haben Sie für die Zukunft noch viele Pläne, die Sie gerne realisiern möchten. Welche Ideen und Projekte kommen für Sie in Betracht ?

Mildenberger: Ich bin kein Nischenspezialist, ich schreibe zu verschiedensten Themen. Derzeit beschäftige ich mich mit dem Sexualverständnis der Naturheilkunde und werde auf diesem Gebiet weiter forschen.

K13online: Herr Mildenberger, ich danke Ihnen für das Gespräch.  
 
 
Dr. Florian Mildenberger ist Projektassistent & Privatdozent am Institut für Geschichte der Medizin der Ludwig-Maximilians-Universität München. Weiter verfaßte Mildenberger eine Reihe von Monographien und Aufsätze. Für die Gigi schrieb er eine Vielzahl von Artikeln. Weitere Infos zu F. Mildenberger finden Sie auch im Internet. 
 
(Ersteinstellung am 18. November 2006 - aktualisiert am 9. November 2015) 

geschrieben von K13online am 09.11.2015 - ID: 471 - 4901 mal gelesen Drucken

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