Tagebuch einer Gefangenschaft: 82. + 83. Tag | |
Tagebuch einer Gefangenschaft: 82. Tag, Sonntag, den 7. August 2016 in der JVA Bruchsal im geschlossenen Vollzug Am Sonntagmorgen gehe ich wieder einmal zum Duschen. Im Duschraum bin ich in der Regel alleine - und das ist aus bekannten Gründen auch gut so. Ich hab nix gegen Nackheit, im Gegenteil. Einige Gefangene duschen mit einer Badehose, aus welchen Gründen auch immer. Am morgentlichen Hofgang nehme ich nicht teil. Kurz vor der Ausgabe des Mittagessens gehe ich erstmals zum Gefangenen auf die Zelle 4310 mir gegenüber auf der 3. Ebene. Er gibt mir wieder seine Kippen zum Rauchen, denn ich hab nix mehr. Der nächste Einkauf findet am Dienstag statt. Wir unterhalten uns und dabei erzählt er mir, dass er bereits 6 Jahren im Knast ist und noch 6 Jahre im regulären Strafvollzug vor sich hat. Danach soll er laut Urteil in die Sicherungsverwahrung(SV) nach Freiburg verlegt werden. Ich frage absichtlich nicht nach der Deliksart, denn ich kann mir diesen vorstellen. Sexualstraftäter halten sich alle zurück und erzählen anderen Gefangenen davon nichts. Jedenfalls nicht gleich zu Anfang. Er fragt auch mich nicht nach meiner Deliktsart und das sind gute Voraussetzungen, um eine Bekanntschaft aufzubauen. Auch mit diesem Gefangenen werde ich nach meiner Entlassung eine Brieffreundschaft bzw. Betreuung beginnen. Später mehr dazu... Am Nachmittag kommt wieder "Peter K." auf meine Zelle, und wir Beide gehen wieder zusammen zum Hofgang. Ausnahmsweise werden mir heute am Sonntag sogar zwei Briefe ausgehändigt. Der Eine kommt von meinem Koordinator "Frank Z." Der Andere kommt von der Staatsanwaltschaft Pforzheim, die die Strafvollstreckungsbehörde ist. Es geht um eine Stellungnahme zu damals im Jahre 2009 sichergestellten DVD mit dem Titel "Puberty". Im Knast kann ich dazu aber keine Stellungnahme mit einer Begründung abgeben. Ich werde um Verlängerung der Frist bis nach meiner Entlassung bitten. Inzwischen habe ich dazu das folgende News veröffentlicht: http://krumme13.org/news.php?s=read&id=3338 Tagebuch einer Gefangenschaft: 83. Tag, Montag, den 8. August 2016 in der JVA Bruchsal im geschlossenen Vollzug Am Morgen werfe ich um 6 Uhr wieder meine geschriebenen Briefe von gestern in den gelben Briefkasten auf der 1. Ebene ein. Und trage mich in die Liste zum Friseur ein, der am 18. August kommen wird. Um 9 Uhr erhalte ich wieder meine wöchentlichen Medikamente auf meine Zelle gebracht. Danach lege ich mich wieder Schlafen und höre dabei SWR4-Radio, mein ständiger Begleiter. Beim Mittagsaufschluss gebe ich den Bücher-Katalog auf dem Dienstzimmer ab und hole mir meine zwei geliehenden Bücher ab. Der Mülleimer muss auch wieder geleert werden. Alles wird zur Routine. Am Nachmittag schreibe ich auf einem Rapportzettel einen Antrag auf Ausgang zum schon genehmigten Besuchsantrag eines Bürgerrechtlers & Jurastudenten. Der Ausgang wird allerdings nicht klappen. Möglich gewesen wäre dies jedoch. Solche Lockerungen hat die JVA Bruchsal für mich jedoch nicht vorgesehen. Der Besuchstermin wird in der JVA am 7. September 2017 stattfinden. Später mehr dazu... Am Nachmittag gehen "Peter K." und ich wieder gemeinsam zum Hofgang und unterhalten uns u.a. über sein Vorsorgeamt. Ihm wurde eine "Behinderung" von 20% zugesprochen. Er beklagt sich bei mir über seine unzureichende gesundheitliche Versorgung. Und in der Tat, es geht Ihm nicht besonders gut. Das ist nach über 15 Jahren Knast auch kein Wunder. Mir ist schleierhaft, wie man das aushalten kann. Deshalb hatte ich mich schon dazu entschlossen und Ihm dies auch schon gesagt, dass ich auch mit Ihm eine Brieffreundschaft & Betreuung nach meiner Entlassung beginnen werde. Von meiner früheren Gefangenenhilfe bzw. Verein hatte ich Ihm schon etwas erzählt gehabt. Vermutlich hatte Er daran nicht wirklich geglaubt, denn im Knast wird in der Regel viel versprochen, aber später dann nicht eingehalten. Bei mir ist es allerdings anders, denn ich halte meine Versprechungen immer ein. Gleich nach meiner Entlassung wird mir "Peter K." eine Vorsorgevollmacht per Briefpost schicken. Inzwischen wurde diese Vollmacht bei der Bundesnotarkammer eingetragen und ist damit amtlich: http://www.vorsorgeregister.de Später mehr dazu... Am Abendhof nehme ich wieder nicht teil. Schaue wieder den ganzen Abend bis tief in die Nacht in diesen "tollen" TV an der Wand. Noch nie in meinem ganzen Leben habe ich soviel in die Glotze geschaut wie während meiner Knastzeit. Ich wußte noch gar nicht, dass es so viele Sender gibt, wo nur "Scheiße" läuft. Die Langeweile auf nur 10 qm Lufträume treibt es förmlich hinein. Man muss sehr aufpassen, dass man keinen Knastkoller bekommt. Mit Sicherheit hatte auch der Buchautor des autobiografischen Romanes "Lufträume", Nils Engelmann, solche Probleme: http://krumme13.org/text.php?s=read&id=8 Das Buch ist heute aktueller wie je zuvor. Viele Pädophile & Pädosexuelle befinden sich in Gefangenschaft und von den ehemaligen Freunden & Verwandten sind nicht mehr viele übrig geblieben. So gesehen geht es mir "gut", denn alles wurde optimal vorbereitet und fast alle Kontakte & Freunde & Mitarbeiter sind auch heute noch vorhanden. Mit dieser Gewissheit endet der Tag in die Nacht... Tagebuch einer Gefangenschaft: 81. Tag, Samstag, den 6. August 2016 in der JVA Bruchsal im geschlossenen Vollzug |
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geschrieben von K13online am 06.05.2017 - ID: 1285 - 2366 mal gelesen |
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