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Text - Tagebuch einer Gefangenschaft: 101. + 102. Tag

Tagebuch einer Gefangenschaft: 101. Tag, Freitag, den 26. August 2016 in der JVA Bruchsal im geschlossenen Vollzug

Der heutige Tag wird wieder unerträglich heiß auf der Zelle werden. "Draußen" sind über 35 Grad angesagt. Im Haftraum staut sich die Hitze, weil es keinen Durchzug geben kann. Durch das kleine obige Fenster unter der Decke dringt die Sonne ein. Hänge zwar mein großes Badetuch davor, aber das nutzt nicht wirklich. Bei einer Hitze von über 30 Grad spielt mein Kreislauf & Bluthochdruck nicht mehr mit. In meiner Wohnung zuhause läuft dann immer ein Klimagerät. Hier habe ich noch nicht einmal einen Ventilator.

Nach dem Aufschluss und Einwerfen von Briefen liege ich still im Bett und höre wieder meinen Lieblingssender SWR4. Gegen Mittag eröffnet mir ein Beamter, dass ich für den Rest meiner Haftzeit keine Arbeit mehr erhalten werde. Die Resthaftzeit ist zu kurz und es ist keine Stelle mehr frei. Ich werde also tagsüber keine Abwechslung mehr haben. Und damit natürlich auch kein Hausgeld für einen Einkauf. Bin also auf das Sondergeld1 in Höhe von 62,50 Euro im Monat von meinen Freunden "draußen" angewesen. An dieser Stelle nochmals meinen herzlichen Dank an die Unterstützer.

Um 15 Uhr holte ich wieder meine gewaschene Privatwäsche ab. Zum Hofgang ist es einfach zu heiß. Alternativ gehe ich zum Duschen. Im Anschluss schreibe ich das 1. Mal dem Polizeirevier in Bad Schönborn wegen meiner Strafanzeigen, damit die Verjährungsfrist unterbrochen wird. Eine Begründung kann ich auch deshalb erst nach meiner Entlassung an die Polizei senden, weil ich hier sonst mit Schikanen rechnen muss. Die Ermittlungen können erst in Freiheit beginnen. Diese Zurückhaltung kostet mir eine ganze Menge an Nerven.

Zum Abendbrot gibt es wieder eine ungenießbare Dose mit vegitarischer Wurst. Diese Dose will auch niemand zum Tauschen haben, denn niemand kann diesen Doseninhalt wirklich essen. Wer keinen alternativen Einkauf hat, muss hungern. Und sich im wahrsten Sinne des Wortes mit "trockenem Brot" zufrieden geben. Am Abend schreibe ich noch meinen 1. Brief an einen bekannten Gleichgesinnten in einer anderen JVA. Ein Boylover-Aktivist in der Schweiz hatte mir seine Adresse geschrieben. Schaue wieder in die Glotze und schlafe früh ein, obwohl es auch in der Nacht sehr warm bleiben wird. 


 

Tagebuch einer Gefangenschaft: 102. Tag, Samstag, den 27. August 2016 in der JVA Bruchsal im geschlossenen Vollzug

Samstags ist wieder das vollständige Reinigen des Haftraumes angesagt. Gehe zum Dienstzimmer und hole den Stiel für den Schrubber. Mülleimer leeren. Bei der Ausgabe hole ich zwei Päckchen Tee. Mit dem Gefangenen auf Zelle 4310 unterhalte ich mich kurz. Nach der Ausgabe des Mittagessens um 10:30 Uhr schreiben ich einen Brief an Beat Meier im Knast in der Schweiz. Der Boylover Beat dürfte der bekannteste Pädophile in diesem Land sein. Das aktuell neuste News kann hier gelesen werden: http://krumme13.org/news.php?s=read&id=3380 Wenn ich bedenke, das Beat seit 23 Jahren eingesperrt ist, dann frage ich mich, wie man DAS aushalten kann. Beat wird mir auch in die JVA Bruchsal antworten. Nach meiner Entlassung wird dieser Briefkontakt fortgesetzt....

Um 14 Uhr hole ich mir wieder die Süddeutsche Zeitung(SZ) vom Dienstzimmer zum Lesen. Während meiner Knastzeit wußte ich natürlich noch nicht, dass die SZ nach meiner Entlassung noch eine ganz besondere Rolle spielen wird. Ein freier Journalist der SZ hat in den letzten Wochen mein Online-Tagebuch gelesen und es wird in absehbarer Zeit ein Artikel dazu erscheinen. Mehr wird im Moment noch nicht verraten. Meine Knastzeit habe ich bekanntlich auch für journalistischen Recherchezwecke genutzt. In der SZ wird eine 8-teilige Artikelserie über den Strafvollzug in Deutschland publiziert werden. Der 1. Protagonist werde ich sein. Dazu wird bei K13online natürlich ein News veröffentlicht werden. Man darf gespannt sein...

Gegen 15 Uhr kommt der Gefangene von Zelle 4208 zu mir und fragt mich, ob wir Tabak gegen eine Erdbeerrolle tauschen wollen. Es ist ein gutes Geschäft für mich und der Tausch kommt zustande. Der Gefangene auf Zelle 4310 ist scharf auf meine silberne Halskette. Er bietet dafür 6 Päckchen Tabak = rund 30,00 Euro. Darüber müssen wir aber noch verhandeln. Wer hat die größere Nachfrage, danach richtet sich der Preis. Er müsste dann beim nächsten Einkauf am 13. September für mich 6 Päckchen Tabak einkaufen. Er bekommt seine Rente in den Knast überwiesen und kann dafür mit einem Anteil von 3/7 einkaufen. Renten zählen also wie Arbeitlohn. Wichtig, zu wissen. Nun steht aber noch nicht verbindlich fest, ob ich 2/3 Strafe bekomme. Wenn ja, dann würde ich vorzeitig am 17. September entlassen werden. Damit würde es zu diesem Tauschgeschäft also nicht mehr kommen müssen - aus meiner Sicht. Da jedoch 2/3 abgelehnt werden wird, wird es zu diesem Tausch später kommen. Dazu später mehr...

Der Hilfsschänzer für die Mittagessenausgabe schenkt mir zusätzlich zwei steinharte Birnen. Lege diese auf die Fensterbank, damit das Obst von der grellen Sonne etwas weicher und saftiger wird. Genauso wie bei den Kiwis wird dies nur ganz bedingt gelingen. Auch Obst ist im Knast Mangelware. Wirklich genissbar sind eigentlich nur die Äpfel und Bananen. Mehrmals hatte ich einen Beutel Äpfel eingekauft. Ebenso einen Beutel Tomaten, die es zum Abendessen fast nie gegeben hat. Dabei zählen Tomaten "draußen" zu meinen Lieblingsspeisen. Demnach fällt der Verzicht ziemlich schwer. Am Abend schreibe ich wieder einige Briefe und schaue in die Glotze. Die Hitzewelle wird noch Tage andauern. In der Nacht kann ich sehr schlecht einschlafen. Und mein Kugelschreiber ist leer...


Tagebuch einer Gefangenschaft: 98. Tag, Dienstag, den 23. August 2016 und 98. Tag, Dienstag, den 23. August 2016 und 100. Tag, Donnerstag, den 25. August 2016 in  in der JVA Bruchsal im geschlossenen Vollzug in der JVA Bruchsal im geschlossenen Vollzug

http://krumme13.org/text.php?id=1311&s=read

geschrieben am 02.07.2017
gelesen 1862
Autor K13online
Seiten: 1
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