Tagebuch einer Gefangenschaft: 63. Tag, Dienstag, den 19. Juli 2016, in der JVA Bruchsal im geschlossenen Vollzug
Der heutige Tag wird wieder sehr heiß und sogar schwül werden. Ich stehe nicht mehr beim Aufschluss um 6 Uhr auf, sondern schlafe bis gegen Mittag weiter. So ist zumindest schon der halbe Tag vorbei. Der normale Tagesablauf gerät dadurch natürlich durcheinander. "Peter K." hat heute seinen 51. Geburtstag und kommt um 11:15 Uhr beim Mittagsaufschluss wieder auf meine Zelle. Er hatte mal wieder eine Vollzugsplan-Konferenz und es soll erneut ein psychologisches Gutachten erstellt werden. Eine solche Konferenz habe ich nicht gehabt, weil diese erst bei einer Haftdauer von mindestens ein Jahr zwingend vorgeschrieben ist.
Den Hofgang um 15 Uhr lasse ich heute wegfallen. Gehe dafür alleine Duschen. Mein großes Badehandtuch hängt vor dem kleinen Fenster meiner Zelle und soll die Sonne abhalten und den Haftraum etwas verdunkeln. Erstmals erhalte ich nicht alle Inhalte eines Briefes ausgehängt. Darin enthalten war Kohlepapier für meine Kopien. Alles was in der JVA gekauft werden kann, darf nicht mit der Post geschickt werden. Heute habe ich gleich drei Briefe von Freunden erhalten. Dem BDL fällt erneut die persönliche Anrede auf dem Briefumschlag von "Klaus G." auf: "An den politischen Gefangenen & Journalisten". Ich erkläre Ihm, dass ich "Draußen" journalistisch tätgig bin. Dieser Hinweis hat seine positive Wirkung natürlich nicht verfehlt.
Mit Kopfschmerzen und Tabletteneinnahme schlafe ich wohl gegen Mittagnacht ein...
Tagebuch einer Gefangenschaft: 64. Tag, Mittwoch, den 20. Juli 2016, in der JVA Bruchsal im geschlossenen Vollzug
Die Hitze & Schwüle auf der Zelle setzt sich fort. Den ganzen Tag liege ich im Bett und schlafe bzw. versuche zu schlafen. Nehme mehrere Medikamente ein. Der TV oder das Radio SWR4 läuft teilweise. Auch in der Nacht gibt es wenig Abkühlung.
Tagebuch einer Gefangenschaft: 65. Tag, Donnerstag, den 21. Juli 2016, in der JVA Bruchsal im geschlossenen Vollzug
In der Nacht habe ich wegen der Hitze & Schwüle fast nicht geschlafen. So um 4 Uhr höre ich ein Gewitter in der Ferne. Auch das Durchlüften um 6 Uhr bei Aufschluss bringt keine Abkühlung. Gegen 16:30 Uhr läuft mir auf dem Gang der 2. Ébene ein Gefangener aus Kislau in der dortigen Zelle 110 über den Weg. Er war maßgeblich an den Angriffen auf meine Person beteiligt gewesen. Nun wurde ER ausgerechnet in den gleichen Flügel und mir genau gegenüber auf den Haftraum 4213 verlegt. Ich frage mich: Ist das Zufall oder Absicht? Später mehr dazu.... !
Besuchstermin von "Klaus G." in der JVA Bruchsal
Heute kommt nach etwa einem Monat Knast in Bruchsal um 14:15 Uhr mein 1. Besuch. Es ist "Klaus G.", der mit Abstand zu den fleißigsten Briefeschreibern gehört. Über die sechs Monate ist mindestens einmal die Woche - oft auch mehrmals die Woche - ein Brief von Ihm eingetroffen. Fast immer lagen drei Briefmarken bei. Von einem Beamten werde ich aus meiner Zelle abgeholt und zu den Besucherräumen gebracht. Mein Besuchsantrag kann dem folgenden Link entnommen werden:
http://krumme13.org/text.php?s=read&id=1261
In der JVA Bruchsal können alle Gefangenen ihren Besuch in einem Raum alleine empfangen. In dem Raum stehen ein Tisch und vier Stühle. Auf zwei Seiten des Raums sind die Wände aus Glas. Der Raum wird durch einen Beamten hinter einer Glaswand beobachtet. Der Besucher kann beim Einlaß Genußmittel im Wert von 12,00 Euro für den Gefangenen kaufen. "Klaus G." hat zwei Getränke und eine Rolle Schokokekse gekauft:
Wie man leicht erkennen kann hat "Klaus G." die möglichen 12,00 Euro nicht voll ausgeschöpft. Auch hatte er keinen Tabak gekauft. Bei dieser Gelegenheit möchte ich darauf hinweisen, dass jeder Besucher immer für diese 12,00 Euro einkaufen sollte. Der Gefangene hat bekanntlich sehr wenig auf seinem Haftraum und freut sich immer auf etwas mehr. Ich muss zugeben, dass ich über "Klaus G." etwas verärgert bin. Die fehlenden nur 8,80 Euro sind im Knast das Vielfache wert. Auch musste ich bei den 2-stündigen Gesprächen mit Ihm feststellen, dass ein solcher Besuch im Knast nicht jedermanns Sache ist. Der Gefangene muss bei einem solchen Besuch das Hauptthema sein - und nicht der Besucher. Der Besucher sollte gut zuhören können, was der Gefangene Ihm von seiner Knastzeit erzählen möchte. Und nicht umgekehrt, wie es bei mir leider der Fall war. Dennoch bin ich "Klaus G." natürlich dankbar für seinen Besuch und insbesondere für seine vielen Briefe in den Knast. Mit seinen Briefen hat ER mir sehr geholfen.
Von seinem schönen Garten mit Grillhütte hatte ER mir Bilder geschickt, die an meiner Pinwand in meiner Zelle gehangen haben:
Bei meinen Besuchen bei "Klaus G." hatten wir im Sommer oftmals in der Laube/Grillhütte gesessen und diskutiert.
Am Abend habe ich wieder Rückenschmerzen & Kopfschmerzen und Appetitlosigkeit. Wenn man vom äußeren Erscheinungsbild "gesund" ausschaut, dann bedeutet dies nicht automatisch, dass man auch gesund ist und es einem gut geht. Die sogenannte psychische Situation spielt dabei bekanntlich auch eine Rolle. Und diese war nun wahrlich sehr schlecht. Jeder Besucher sollte also auch Empathie mitbringen, wenn man einen Gefangenen im Knast besucht. Das ist nicht ganz einfach, wenn man noch nie einen Knast von innen gesehen hat und noch nie einen Gefangenen besucht hat. Für manch einen Besucher stellt dies eine echte Herausforderung dar. Es wird Neuland betreten und die Ungewissheit macht dem Besucher große Sorgen. Ein vorheriger Erfahrungsaustausch mit anderen Betroffenen ist deshalb sinnvoll. Für Anhörige & Freunde von Gefangenen gibt es im Internet mindestens zwei Foren, wo ein solcher Informationsaustausch stattfindet:
http://www.knastcafe.de
https://www.knast.net
In den obigen zwei Foren kann man sich auch ganz allgemein über den Strafvollzug informieren. Ehemalige Gefangene und Angehörige von Gefangenen diskutieren dort über alle Fragen in allen JVAs in Deutschland. Auch Betroffene, die demnächst ihren Haftantrittstermin haben, können sich dort über ihre kommende JVA informieren. Die User sind sehr bemüht, Fragen zu beantworten und Auskünfte zu geben....
Tagebuch einer Gefangenschaft: 60. Tag, Freitag, den 16. Juli 2016 und 61. Tag, Sonntag, den 17. Juli 2016 und 62. Tag, Montag, den 18. Juli 2016 in der JVA Bruchsal im geschlossenen Vollzug
http://krumme13.org/text.php?id=1262&s=read