Zunächst einmal sollte man sich durch das Coverfoto nicht irritieren lassen. Die beiden Jungs, um die es in dieser Geschichte geht, sind am Anfang 13 (Tim) und 15 (Leon) Jahre alt. Thomas Köhler erzählt hier in lebendigem Stil von zwei Jungen, die ihre Zuneigung zu einander entdecken. Von den ersten Zeilen an hat mich diese Geschichte gefesselt und konnte mich sehr gut in die Personen von Tim und Leon hineinversetzen.

Während Leon sehr offen seine sexuelle Neigung zu Tim eingesteht, ist Tim sich dessen nicht sicher, ob er wirklich schwul ist. Leon ist eher der coole offene Typ der so gar nicht verklemmt ist und sich auch schon mal ein paar Euro als Strichjunge verdient, während Tim der eher schüchterne Typ ist, der bei gewissen Situationen schon mal schnell rot wird.

In den Sommerferien lädt Tim Leon zu sich und seinen Paps nach Rügen ein. Auch hier überrascht Tim Leon mit seiner offenen Art. „Schlafen wir nackt?“ fragt Leon Tim, der nur antwortet: „Spinnst Du!“ Auch sonst hat es Leon mit Tim nicht leicht, wenn es darum geht mehr als nur Küsse zu bekommen. Aber im Dampfbad der Sauna ist es dann doch soweit: Leon löst ein Versprechen ein!

Nach diesem Urlaub ist auch Tim klar: Ich bin schwul. Das hat auch damit zu tun, dass Tim von Martin, einem schwulen Arbeitskollegen von Tim’s Paps zu seinem 14. Geburtstag ein Buch geschenkt bekommen hat, welches ihm die Augen für sein „Anderssein“ geöffnet hat. Ich bin schwuuuuuul, hämmert es unentwegt durch Tim’s Kopf.

Leon hat es nach den Ferien nicht leicht. Bei einer Klassenfahrt wird Leon mit Chris in einer verfänglichen Situation von Philipp und seiner Clique unter der Dusche erwischt. Chris wird daraufhin von Philipp vergewaltigt und Leon mit einer Klobürste penetriert. Leon haut ab. Lebt auf den Straßen von Berlin als Stricher. Als er verhaftet wird, ist es ausgerechnet Staatsanwalt Ritter, der ihm einen Packt vorschlägt und ihn wieder rausholt. Ritter hat Leon zuvor als Freier nämlich nicht gerade sonderlich gut behandelt und lies auch schon mal die Peitsche schwingen.

Wieder haut Leon ab. Und als er dann auch noch erfährt, dass seine Internetbekanntschaft Kevin, den er im Sommer im Harz besucht hat, durch eine Hirnhautentzündung gestorben ist, ist dies selbst für den toughen Leon zu viel. Er denkt daran sich von einer Brücke zu stürzen. Er schickt Tim eine letzte SMS. Dieser macht sich sofort auf nach Berlin um seinen Freund zu suchen. Und dann ist es Leon selber, der seinen Freund schluchzend und völlig aufgelöst voller Sorge um ihn auf einer Bank am Bahnhof findet. „Du bist mein einziger und echter Freund. Ich liebe Dich“, flüstert Leon Tim ins Ohr.

Eine tolle Geschichte über die Gefühle und Liebe zweier Jungs zueinander, die aber auch zeigt, wie schwer es ist, als schwule Jugendliche seinen Platz in dieser Gesellschaft zu finden.
Vielleicht ist es möglich einen Fortsetzungsroman zu verfassen, wie es mit Tim und Leon weitergeht.

Ich habe dieses Buch verschlungen. Da es sich um das Erstlingswerk von Thomas Köhler handelt, sei ein kleiner Makel in dieser Geschichte verziehen: Bei der Stelle auf Rügen, als Tim und Leon sich die Zeit im Hotelpool vertreiben (Seite 215-217) wird exakt die gleiche Textpassage benutzt, wie beim Urlaub auf Gran Canaria am Hotelpool (Seite 49-51).
Nichts destotrotz für BL unbedingt empfehlenswert.