Tagebuch einer Gefangenschaft: 88. Tag, Samstag, 13. August 2016 in der JVA Bruchsalim geschlossenen Vollzug
Immer wieder samstags ist das komplette Reinigen des Haftraumes angesagt. Dazu muss man zum Dienstzimmer gehen und sich einen Besenstiel holen und sich in eine Liste eintragen. Auf den Zellen befindet sich nur ein Eimer und der Schrubber und das Reinigungsmittel. Nach dem Mülleimerleeren hole ich mir zwei Päckchen Pfefferminz- und schwarzen Tee vom Schänzer ab. Heute ist auch wieder die Ausgabe des Frühstücks für drei Wochen. Meine Schoko-Crem habe ich beim letzten Mal umbestellt in zwei Becher Erdbeermarmelade. Damit dies mal ganz deutlich wird: Mit diesen zwei Bechern kommt man gerade mal zwei Tage hin. Danach ist kein Frühstück mehr drin. Mir fehlt es an Worten. Gehe nochmals zum Dienstzimmer und bringe drei ausgeliehende Bücher zurück. Diesmal lege ich einen Zettel für den Gefangenen bei, der in der Bücherei ist. Ich frage an, ob es nicht möglich ist, dass man in den Bücherkatalog doch wenigsten je Titel den Covertext eintragen kann. Denn nur so weiß man, was in dem Buch steht. Auf dem Gang läuft mir der Schlagzeuger der Anstaltsband über den Weg. Ich frage Ihn, ob er mir das Werbeplakat von der Veranstaltung besorgen kann. Er wird es mir am kommenden Dienstag geben. Hier geht es zum Tagebuch am Verstaltungstag: http://krumme13.org/text.php?s=read&id=1267
Am Nachmittag kommt wieder Peter K. auf meine Zelle und bringt mir seine zwei Bockwürstchen vom Mittagessen, es gab wieder Eintopf. Er bringt auch einen Artikel aus der Süddeutschen Zeitung(SZ) mit: Scharf, schärfer am schärfsten - von Heribert Prantl. Der Artikel kann im folgenden Link als PDF-Datei geöffnet bzw. downgeloadet werden: http://paritaet-bw.de/uploads/media/Schaf__schaefer__am_schaerfsten_Teil_1.pdf Wir Beide diskutieren lebhaft über den Inhalt, der sich mit dem Strafvollzug beschäftigt. Als politisch interessierter Gefangener schlage ich Peter K. vor, doch einen Leserbrief an die SZ zu schreiben. Leider hat er daran keinerlei Interesse. Ich werde jedoch aus dem Knast einen Leserbrief an den Journalisten Prantl schreiben, denn schließlich befindet auch ER sich schon seit Jahren in meinem Presseverteiler der Newsletter von K13online. Seine Artikel zum damaligen Fall um Sebastian Edathy waren sehr gut gewesen. An dieser Stelle kann ich mit Stand von heute 21. Mai 2017 den fleißigen Lesern meines Online-Tagebuches bereits ankündigen: Im Sommer d. J. wird in der SZ eine 8-teilige Artikelserie über den Strafvollzug in Deutschland erscheinen. Im 1. Artikel geht es um einen Protagonisten, der über seine Erfahrungen und Haftbedingungen in einer JVA berichten wird. Mehr wird an dieser Stelle noch nicht verraten...
Zum Hofgang am Nachmittag gehen Peter K. und ich wieder gemeinsam. Wir unterhalten uns über die PC-Kurse, die von der JVA den Gefangenen angeboten werden. Wir setzen uns gemütlich in die Sonne und schauen zwei Gefangenen beim Schachspielen zu. Bis zur Ausgabe des Abendessens sitzen wir Beide wieder bei mir auf der Zelle und erzählen uns "wichtige" Dinge. Am Abend schaue ich aus dem kleinen Fenster ganz oben unter der Decke - in Bruchsal wird in der Ferne ein Feuerwerk abgebrannt. Keine Ahnung, aus welchem Anlass. Egal, im Knast freut man sich auf jedes bunte Licht mit schönen Sternen und Böllern...
Tagebuch einer Gefangenschaft: 89. Tag, Sonntag, den 14. August 2016 in der JVA Bruchsal im geschlossenen Vollzug
Am heutigen Sonntagmorgen verschließt der Kislauer Zugangsgefangene "Cemil" mal wieder meine Zellentür von außen. Es war ziemlich lange Zeit ruhig um Ihn geworden. Ein Beamter muss mir die Tür wieder aufschließen, damit ich raus komme. Das nervt! Wie ich an seiner Zellertür auf dem Schild lese, ist "Cemil" tatsächlich jetzt Schänzer geworden: Schulschänzer! Das ist unmöglich, zumal er schon Sanktionen/Arrest bekommen hatte. Als Schulschänzer ist er zuständig für die zwei Schulungsräume der JVA. Dort stehen eine Menge Computer. Am Montag werde ich meinen Lesern mehr darüber erzählen. Nach dem Duschen schreibe ich wieder Briefe. Um 9 Uhr gehe ich alleine zum Hofgang und lege mich wieder mit meiner tollen Sonnenbrille zum Bräunen auf die heißen Steine im Hof. Bei meiner Rückkehr kommt wieder Peter K. zu mir auf meine Zelle. Wir sprechen weiter über den obigen Artikel in der SZ. Am Nachmittag gehen wir diesmal zusammen zum Hofgang und das Sonnenbaden geht weiter. Ja, wir Beide hängen ziemlich oft zusammen herum. Wer hätte das gedacht, dass ich nun doch noch eine positive Knastbekanntschaft machen würde. Diese Bekanntschaft wird sich nach meiner Entlassung in Form einer Brieffreundschaft fortsetzen. Am morgigen Montag werde ich genau 90 Tage im Knast ein. Nach Adam Riese ist bei Endstrafe 180 Tage dann "Bergfest". Während ich am Abend wieder TV schaue bin ich irgenwann unbemerkt eingeschlafen...
Tagebuch einer Gefangenschaft: 85. Tag, Mittwoch, den 10. August 2016 und 86. Tag, Donnerstag, den 11. August 2016 und 87. Tag, Freitag, den 12. August 2016 in der JVA Bruchsal im geschlossenen Vollzug
http://krumme13.org/text.php?id=1290&s=read