„In einem Rechtsstaat beugt sich der Staat nicht einer Mehrheit, sondern verteidigt das Recht des Einzelnen. Nur dafür ist er da und hat die Macht dazu von allen übertragen bekommen.“ - Sokrates
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Text - Tagebuch einer Gefangenschaft: 48. + 49. Tag

Tagebuch einer Gefangenschaft: 48. Tag, Montag, den 4. Juli 2016, in der JVA Bruchsal im geschlossenen Vollzug

Nach dem Aufschluss im 6 Uhr bringe ich wieder mehrere Brief zum gelben Briefkasten, die ich gestern geschrieben habe. Die arbeitenden Gefangenen und Schulungsteilnehmer gehen kurz vor dem Einschluss um 6:30 Uhr zu die Werkstätten bzw. Schulungsraum. Danach lege ich mich wieder ins Bett und lasse das Radio mit SWR4 eingeschaltet. Um 10:50 Uhr kommt wieder ein Beamter auf meine Zelle und weckt mich zur 2. Haftraumkontrolle. Während der Kontrolle muss ich draußen vor der Tür warten. Die Kontrolle findet natürlich bei allen Gefangenen statt. Nach dem Mittagessen schlafe ich weiter und verpasse sogar den Aufschluss & Hofgang von 15 bis 16:30 Uhr. Nach der Ausgabe des Abendessens um 16:45 Uhr werden an diesem Tag wieder alle Zellentüren für die offene Freizeit geöffnet. Dies ist an jedem 2. Tag so. Um circa 18 Uhr kommt "Peter K." wieder auf meine Zelle, und wir führen unsere Unterhaltung von gestern fort. Wir sprechen u.a. über seine lange Haftzeit. Ich erzähle Ihm, dass ich früher mal bei der Bundespolizei gewesen bin. Er erklärt mir, wie der Einkauf hier in Bruchsal funktioniert. Am kommenden Donnerstag liegen die Bestelllisten & das Bestellformular auf dem Gang neben dem Dienstzimmer der Beamten aus. Die Gefangenen müssen das Bestellformular bis spätestens am folgenden Freitagmorgen um 6:30 Uhr auf dem Dienstzimmer abgegeben haben. Die Formulare werden dann an Firma Massak per Fax übermittelt. Die Abholung des nächsten Einkaufes erfolgt dann am Dienstag(12. Juli 2016) in der nächsten Woche. Ich werde für den Monat Juli vom SG1 + HG(Arbeitslohn Juni aus Kislau) einkaufen können. Das ist mehr wie in allen anderen Monaten meiner Gefangenschaft. "Peter K." erzählt mir auch, dann man ein Gefrierfach für 4,00 Euro im Monat anmieten kann. Denn es gibt hier auch EIS-Marken zu kaufen. Davon werde ich jedoch keinen Gebrauch machen. Zum Schluss unserer informativien Unterhaltung kommen wir nochmals auf den gestrigen ALARM zu sprechen. Ein Gefangener im 4. Flügel soll sich selbst verletzt haben. In seiner Zelle soll viel Blut gewesen sein. Mehr Infos konnte er nicht in Erfahrung bringen. Um 19:30 Uhr ist wieder Zellen-Einschluss. Ich schreibe wieder Briefe und antworte meinen Freunden nach "draußen", schaue TV und schlafe dann in Ruhe ein...

Tagebuch einer Gefangenschaft: 49. Tag, Dienstag, den 5. Juli 2016, in der JVA Bruchsal im geschlossenen Vollzug

Heute Morgen um 6 Uhr führt mich mein täglicher Zellenausflug wieder zum Briefkasten. In der Nacht hatte ich etwas Halsschmerzen. Nach dem Trinken einer heißen Tasse Tee ist aber alles wieder weg. Das Wetter wird heute sehr warm werden und die Hitze staut sich in der Zelle. Ich gehe zum Gefangenen "Andreas" über die Treppe auf die 3. Ebene und schenke Ihm meinen Frischkäse, denn er hatte mir ja einen Kuli geschenkt gehabt. "Das Kuli-Geschenk" kommt vom Herzen", erklärt er mir. Solche Sätze hört man gerne und vor allen Dingen sehr selten. Auf dem Gang gibt mir ein unbekannter Gefangener die Hand und sagt: Guten Morgen! Das erlebt man auch nicht jeden Tag. Danach lege ich mich wieder ins Bett und schlafe bis zum Mittagessen weiter.

Um 15 Uhr entschließe ich mich, zum 1. Mal in Bruchsal am Hofgang teilzunehmen. Dazu werfe ich mich in meine beste Privatkleidung: Kurze Hose mit schönem T-Shirt, Turnschuhe und Sonnenbrille.

Wie man auf dem obigen Foto sehen kann befindet sich der 4. Flügel des Sternbaues am rechten Bildrand. In der Mitte der obigen zwei Flügel ist ein Eingang bzw. Ausgang für die Gefangenen. Vor dem Betreten des Hofes werden alle Gefangene noch im jeweiligen Flügel von Beamten körperlich kurz durchsucht bzw. leicht abgetastet. Ich gehe über den Gang zur Treppe runter und atme erstmals wieder frische Luft im Hof. Die Masse der Gefangenen laufen gleich im Kreis auf dem Gehweg um das Fuballfeld in der Mitte. Es gibt sogar eine Laufbahn für echte Sportler. Andere Gefangene sitzen auf mehreren Bänken und unterhalten sich. Vor dem Eingang/Ausgang befindet sich ein Anschlagkasten mit der aktuellen Ausgabe der Bruchsaler Rundschau. Man kann also auch die Tageszeitung lesen. Der Hofgang findet heute von 15 bis 16 Uhr statt. In der Zeit von 15:10 Uhr bis 15:45 Uhr sind die Türen in die Flügel geschlossen und man kann nicht zurück in die Zellen gehen. Im Hof halten sich während des Hofganges immer zwei oder sogar drei Beamte auf. In meiner Situation ist dies bekanntlich nicht unwichtig. 

 

Auf diesem Bild erkennt man die Mittellinie des Fußballfeldes. Die JVA Bruchsal hat auch Fußballmannschaften in ihren Freizeitgruppen. Es werden von Zeit zu Zeit auch Kurse für Schiedrichter angeboten. Fast täglich spielen bis zu 8 Gefangene pro Mannschaft Fußball. Der Schiri ist natürlich auch ein Gefangener. Im Hintergrund des Bildes ist auch noch ein Volleyball Spielfeld. Auch kann auf diesem Spielfeld Tennis & Federball(Badmenton) gespielt werden. Die Stangen & das Netz für das Spielfeld werden aus einem Turm in der Gefängnismauer geholt und aufgebaut. Dieser Turm ist auf dem obigen Bild nicht sichtbar. Die JVA Bruchsal hat auch eine Turnhalle für allgemeinen Breitensport. Im Hof sind weiter an verschiedenen Stellen Turngeräte aufgebaut.

"Peter K." ist heute auch beim Hofgang. Wir gehen ein paar Mal zusammen im Kreis und unterhalten uns. Dann setzen wir uns an einem ruhigen Platz hin und reden und reden weiter. Alles ist ruhig und friedlich. Dem mir aus Kislau bekannten "Cemil" gehe ich einfach aus dem Weg. So endet mein 1. Hofgang durchaus zufriedenstellend. Heute ist der Einschluss wieder schon um 16:45 Uhr nach der Ausgabe es Abendessens. Am Abend bekomme ich Kopfschmerzen. Mein Posteingang läuft jetzt nach der Verlegung auch wieder richtig an. Mein Koordinator "Frank Z." schickt von "Draußen" alle wichtigen Briefe an meine Privatschrift & K13online in einem großen Umschlag weiter.

Vor Ort in Pforzheim wird das Postfach & der Hausbriefkasten von einem weiteren Freund regelmäßig abgeholt und an den Koordinator geschickt, der alles Wichtige an mich sendet. Der Pforzheimer Freund wird in den sechs Monaten auch mal in meiner Wohnung vorbei schauen und nach dem Rechten sehen. Auch dies wurde von mir vor Haftantritt organisiert und hat mit wenigen Ausnahmen auch gut funktioniert. Bei dieser Gelegenheit nochmals meinen herzlich Dank an all diese Freunde. Alles hat dazu beigetragen, dass es während meine "Abwesenheit" zu keinen großen Problemen gekommen ist. Auch meinem Webmaster von K13online spreche ich hiermit meinen ausdrücklichen Dank aus, der u.a. auch dafür Sorge getragen hat, dass die Webseiten - mit einer Ausnahme von DDos Angriffen - durchgehend im Internet verfügbar waren.

Am Abend bin ich mit der eingegangen Post voll beschäftigt. Ich habe eine Postmappe mit in den Knast genommen. Von allen ausgehenden Briefen mache ich mir mit Kohlepapier "Kopien". Bei den relativ vielen Brieffreunden kann ich natürlich nicht alle Briefinhalte im Gedächtnis behalten. Oftmals werde ich mir alle Briefe nochmals durchlesen. Jeder Brief hat mir sehr dabei geholfen, diese Knastzeit zu überstehen. Vielen Dank dafür!!!


Tagebuch einer Gefangenschaft: 47. Tag, Sonntag, den 3. Juli 2016, in der JVA Bruchsal im geschlossenen Vollzug

http://krumme13.org/text.php?id=1251&s=read

geschrieben am 11.03.2017
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Autor K13online
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