Tagebuch einer Gefangenschaft: 129. Tag, Freitag, den 23. September 2016 in der JVA Bruchsal im geschlossenen Vollzug
Gleich nach dem Aufschluss um 6 Uhr werfe ich wieder zwei Briefe in den Postkasten ein: An meinen Koordinator & Klaus G. So früh am Morgen ist auf dem Gang nichts los. Auch auf meinem Haftraum treibt es mich wieder ins Bett, und ich schlafe mit SWR4-Radio bis 11 Uhr weiter. Bei der Ausgabe des Mittagessens gibt mir der Gefangene in Zelle 4310 wieder vier Zigarettenkippen, die er fleißig für mich sammelt. Denn dies war Teil unseres "Geschäftes" für meine "gekaufte" Halskette. Er will diese nicht tragen können, weil er plötzlich eine Allergie bekommen hat. Wie sich später heraus stellen wird, war dies gelogen. Denn er hatte die Kette für einen anderen Gefangenen "gekauft", der mir nicht wohlgesonnen war und deshalb die Kette von mir persönlich nicht bekommen hätte. Das war natürlich nicht die feine Art. Im Knast allerdings durchaus so üblich. Peter K. benötigt für seine Briefe mehrere 2 Cent und 10 Cent Marken, denn er hat von früher viele 58 Cent Marken angesammelt. Alle drei Marken ergeben nach Adam Riese 70 Cent für einen Brief. Er weiß natürlich, dass in meinen Briefen immer Marken beiliegen. Ich schreibe Klaus K. gleich einen Brief, er möge mir diese kleinen Briefmarken schicken. Heute bekomme ich auch wieder eine Postkarte von "Miles". Es ist ein verspäteter Geburtsgruß, der mich über die JVA Kislau erreicht. Auch Post ohne realen Absender bzw. nur mit einem Nicknamen erreicht mich. Die folgende Karte wird allerdings die Letzte sein, denn er konnte nicht wissen, dass ich inzwischen verlegt wurde:
Wegen dem fehlenden SG1 gehe ich nochmals zum BDL und frage nach. Er beliegt mal wieder zu Scherzen. Beginne mit dem Lesen des Buches "Als Gott ein Kaninchen war": https://www.randomhouse.de/Taschenbuch/Als-Gott-ein-Kaninchen-war/Sarah-Winman/Blanvalet-Taschenbuch/e361228.rhd Für Knastverhältnisse ein ganz gutes Buch. Beim Hofgang um 15 Uhr treffe ich wieder Peter K. , und wir unterhalten uns. Schaue den Fußballspielern zu - diesmal sogar mit einem Schiedsrichter. Peter K. bringt mir wieder die SZ mit einem TV-Programm. Tausche mit dem Gefangenen auf Zelle 4208 etwas Kaffee gegen Tabak. Mein Kaffeeweißer geht zu Ende. Zum Abendessen tausche ich mit Peter K. Wurst gegen eine steinharte Birne. Hinsichtlich des Essens kommen bis zum nächsten Einkauf am 11. Oktober 2016 harte Zeiten auf mich zu. Das noch offene SG1 für den Monat September von 17,75 Euro wurden von meinen Freunden "Draußen" nicht pünktlich überwiesen. Am kommenden Dienstag werde ich keinen Einkauf erhalten. Obwohl ich ausreichend Eigengeld zur Verfügung habe. Bei Einschluss um 16:30 Uhr hocke ich wieder auf der Zelle herum und schaue in die Glotze. Am späten Abend muss wieder eine Kopfschmerztablette einnehmen. Mit meiner Gesundheit steht es nicht zum Besten, auch wenn man mir dies nicht auf den ersten Blick ansieht...
Tagebuch einer Gefangenschaft: 126. bis 128. Tag in der JVA Bruchsal im geschlossenen Vollzug
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