Tagebuch einer Gefangenschaft: 26. - 28. Tag

Tagebuch einer Gefangenschaft: 26. Tag, Sonntag, den 12. Juni 2016, in der JVA Bruchsal - Außenstelle Kislau - im angeblich "offenen Vollzug"

Am heutigen Sonntagmorgen hat wieder mein "Lebensretter" bzw. der Beamte Dienst, der mich aus der Zugangszelle 118 befreit hat und in den Revierbau Zelle 301 verlegte. Ein solches Wecken um 7:15 Uhr fühlt sich gut und sicher an. Ich höre im Radio meinen Lieblingssender SWR4, der mich auch in meiner Wohnung zuhause immer weckt. Vor lauter Langeweile schlafe ich heute mehr als aus, nämlich bis 17 Uhr. Ab 18 Uhr schaue ich Fußball im TV - Euromeisterschaft. Und schreibe vier Briefe nach "Draußen". Von allen meinen Briefen habe ich mir mit Kohlepapier sozusagen Kopien gemacht. So kann ich immer nachlesen, was ich den rund 15 Brieffreunden geschrieben habe. Alle erhaltenen und geschrieben Briefe werde ich natürlich zur Dokumentation ordentlich abheften. Der Tag geht unbemerkt in die Nacht über....

Tagebuch einer Gefangenschaft: 27. Tag, Montag, den 13. Juni 2016, in der JVA Bruchsal - Außenstelle Kislau - im angeblich "offenen Vollzug"

Heute Morgen werde ich seltenerweise von einer Beamtin geweckt. Vor dem Arbeitsbeginn gehe ich zum Duschen ins Bad. Der Gefangene "Oli"  aus der Werkstatt U5 schenkt mir etwas Tabak für eine Zigarette. "Oli" wird bald noch eine besondere Rolle einnehmen. Es ist ein Tag vor dem morgigen Einkauf und es hat niemand mehr Tabak. Die Fußball EM ist kein Thema während der Arbeitszeit. Es wird wieder ziemlich wenig gesprochen. Jeder dümpelt vor sich hin. Heute ist auch der Werkstattleiter wieder da. Er und der Vorarbeiter "Alex" geben wegen meinem eigentlich unzulässigen Besuch im Krankenrevier grünes Licht. Es wurde keine Meldung gemacht.

Der Revier-Schänzer "Manu" geht regelmäßig zum Kraftsport in den Kraftraum. Ich beobachte 15 Gefangene, die über den Hof gehen und daran teilnehmen. Der Gefangene "Ali" aus dem Schlossbau ist auch dabei. Ihn hatte ich wegen Angriffen in U5 den Beamten gemeldet und deshalb ist er auf mich natürlich nicht gut zu sprechen. Ich kann also nicht am Kraftsport teilnehmen, zumal ich noch immer auf der Warteliste stehe. Heute erhalte ich den 1. Brief von einem Gefangenen in den USA ausgehändigt. Ich hatte allen US-Gefangenen vor meinem Haftantritt mitgeteilt, dass auch ich nun für 6 Monate in den Knast muss. K13online führt bekanntlich in jedem Jahr eine Weihnachtsaktion an Gleichgesinnte in US-Gefängnissen durch. Auch aus der Schweiz und den Niederlanden habe ich schon Briefe von Freunden erhalten. Das verschafft mir natürlich auch Aufmerksamkeit bei dem zuständigen Beamten für die Postausgabe, der gleichzeitig auch für die Besuche zuständig ist. Ich frage bei Ihm nach, was aus meinen 8 Besuchsanträgen inzwischen geworden ist. Ich soll alle Anträge nochmals stellen, weil teilweise das Geburtsdatum gefehlt hat. Muss also einige Besucher nochmals anschreiben, Sie mögen mir ihren Geburtstag mitteilen. Am Abend schaue ich wieder alleine auf meiner Zelle die Fußball EM....

 

Tagebuch einer Gefangenschaft: 28. Tag, Dienstag, den 14. Juni 2016, in der JVA Bruchsal - Außenstelle Kislau - im angeblich "offenen Vollzug"

Heute wird ein guter Tag. Um 9:30 Uhr gehe ich mit allen Gefangenen zum Einkauf. Ich kann für 30,10 Euro für die nächsten 14 Tage meinen Einkauf abholen. Es ist das Sondergeld1(SG1), welches von "Draußen" überwiesen wurde. Mir wird die Besuchserlaubnis von "Andreas" ausgehändigt, der mich am 29. Juni 2016 besuchen will. Es wird jedoch nicht dazu kommen, denn ich werde zu diesem Zeitpunkt schon in die JVA Bruchsal verlegt worden sein. Für heute wurde der Besuch von "Erwin" genehmigt, der um 12:15 Uhr im Besucher-Raum auf mich wartet. In den zwei Stunden gibt es bis 14:15 Uhr natürlich sehr viel zu erzählen. Die genauen Gesprächsinhalte werde ich hier aber nicht veröffentlichen. "Erwin" bringt mir die zulässigen zwei Päckchen Tabak mit Blättchen mit, die den Wert von 12,00 Euro nicht übersteigen dürfen. Von "Draußen" darf nichts mitgebracht werden, sondern alles muss in der JVA Kislau an Automaten gekauft werden. Der Sinn sollte klar sein. Er kauft für uns Beide im Besuchsraum Getränke und etwas Schokolade. In dem Raum stehen 5 Tische - drei für 2 Personen und zwei für 4 Personen. Man darf an einem Besuchstag nur drei Personen haben. Der Post- und Besuchsbeamte beobachtet den ganzen Raum durch eine geschwärzte Glaswand. Weil der Besuchsraum voll ist und alle viel zu erzählen haben, wird man die einzelnen Gespräch nicht mithören können. Wir Beide können uns also frei unterhalten. Der Besucher "Erwin" wurde auch nicht großartigt kontrolliert. Beim Abschied umarmen wir uns, und ich bedanke mich herzlich für seinen Besuch in der JVA Kislau....

Nach dem Besuch brauche ich nicht mehr in die Werkstatt U5 gehen, sondern kann gleich in den Revierbau zurück. "Messel" kommt kurz auf meine Zelle, und ich spreche in Fortsetzung zu unserem Gespräch im Bad über meine Teilnahme an den Demos in Stuttgart wegen dem Bildungsplan BW. Ich hatte ja darüber berichtet bei K13online. Bei dieser Gelegenheit gebe ich Ihm auch meine Visitenkarte als Journalist der K13online Redaktion. Damit hat er nun auch einen Nachweis bekommen, dass alles, was ich Ihm schon erzählt hatte, auch wirklich stimmt. Denn im Knast wird naturgemäß viel Unsinn erzählt und gelogen. Ich trage Ihm jedoch auf, die Visitenkarte nicht anderen Gefangenen zu zeigen. Ich biete Ihm an, dass ich Ihm nach meiner Entlassung Briefe schreibe, denn ER hat noch einige Jahre im Knast zu verbringen. Auch ER könnte mir natürlich Briefe schreiben. Mit Stand von heute 4. Februar 2017 ist jédoch kein Brief bei mir eingegangen. Leider ist es wohl so, dass im Knast viele Versprechungen gemacht, aber später in Freiheit nicht eingehalten werden. Ich werde und habe meine Versprächungen eingehalten und halte seit meiner Entlassung Briefkontakte zu zwei Gefangenen in der JVA Bruchsal. So ganz nebenbei erfahre ich, dass der junge Gefangene in U5 "Dennis" schwul sein soll. Von dieser "Sorte" soll es in Kislau noch mehr geben...

Heute war ein guter Tag. Es war Einkauf und ich hatte meinen 1. Besuch. Mein Outing gegenüber "Messel" hat zu keinen negativen Konsequenzen geführt. Ich fasse wieder etwas Mut...


Tagebuch einer Gefangenschaft: 23. - 25. Tag in der JVA Bruchsal - Außenstelle Kislau - im angeblich "offenen Vollzug"

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geschrieben von K13online am 04.02.2017 - ID: 1235 - 1840 mal gelesen Drucken

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