Welt am Sonntag vom 24.2.2002
Kampf über Parteigrenzen gegen Pädophilen-Verein

Die Woche im Rathaus

Von Nicola Sieverling

In diesen Tagen können wir erleichtert feststellen, dass es doch noch Themen gibt, die Politiker zu einer gemeinsamen Front zusammenschweißen. Ob CDU, Schill-Partei, FDP, SPD oder GAL - die drohende Gründung eines Pädophilen-Vereins in Hamburg wird von allen scharf verurteilt. Besonders empört sind die Rathaus-Abgeordneten, dass Hintermänner dieses widerwärtigen Geschäfts mit unschuldigen Kindern von den Behörden auch noch dreist verlangen, die Eintragung in das Vereinsregister rechtlich zu überprüfen. Ein Pädophilen-Verein mit dem Ziel der Gemeinnützigkeit? "Diesem Antrag wird nie stattgegeben. Dann können diese Leute auch noch ihren Computer absetzen. Das wäre absurd", sagt der FDP-Fraktionschef Burkhardt Müller-Sönksen. Die Eintragung als Verein würde andere "kranke Hirne" zu ebensolch rechtlicher Legitimation beflügeln. Man stelle sich vor: Ein "Verein der Lustmörder" oder ein "Verein der Frauenvergewaltiger". Wohin würde dann unsere Gesellschaft driften? Der Jurist Müller-Sönksen ist deshalb der Überzeugung, dass der Zweck des Pädophilen-Vereins rechtswidrig ist, die Eintragung in das Vereinsregister somit abgelehnt werden muss. "Ich empfinde großen persönlichen Ekel, wenn ich daran denke, wie sich diese Männer sexuell an Kindern vergehen und das auch noch richtig finden", fügt Müller-Sönksen, Vater einer sechsjährigen Tochter, hinzu. Damit spricht er sicherlich allen Menschen mit einer gesunden Toleranzgrenze aus der Seele.

http://www.welt.de/daten/2002/02/24/0224h1316430.htx
geschrieben von K13-Online am 11.08.2004 - ID: 216 - 3357 mal gelesen Drucken

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