Offener Protest-Brief an NDR 45Min
NDR Fernsehen
Chef-Redaktion 45 Min
Hugh-Greene Weg 1

22529 Hamburg

,den 13. Januar 2010



Betreff: Offener Protestbrief zur Sendung 45 Min “Sexobjekt Kind”
Bezug: K13online Stellungnahme zum Sendeinhalt


Sehr geehrte Damen und Herren,
Sehr geehrter Herr Sebastian Bellwinkel,

Ihre Recherchen zum obigen Sendebeitrag sind mangelhaft. Sie beginnen Ihre Dokumentation bereits mit einer unqualifizierten Schätzung einer Fallzahl von 200.000 missbrauchten Kindern in Deutschland. Diese Zahl ist laut Kriminalstatistik des BKA in keiner Weise belegbar. Im Gegenteil, die nachgewiesenen Fälle von tatsächlicher sexueller Gewalt gegen Kindern sind in den letzten Jahren rückläufig. Damit täuschen Sie den unwissenden Zuschauern eine Fallzahl vor, die nicht der Realität entspricht. Das ist im höchsten Maße unseriös.

Ihr Sendebeitrag zum OStA Peter Vogt ist spätestens seit dem 1. Januar 2010 überholt. Er hatte bereits im letzten Jahr seinen Posten bei der Staatsanwaltschaft Halle aufgekündigt. Seine Aussagen im Interview werden von Ihnen in keiner Weise hinterfragt und kritisch bewertet. Es ist Aufgabe eines guten Journalismus, solche Aussagen nicht einfach kommentarlos zu übernehmen. Vollkommen ignoriert haben Sie die letzte Verschärfung im Sexualstrafrecht im Jahre 2008 zum § 184c StGB - Jugendpornografie und die Strafbarkeit vom sogenannten “Posing” sowie der Scheinjugendlichkeit. Expertin zu diesem Themenkomplex wäre Frau Prof. Dr. Monika Fromme vom Institut für Sanktionsrecht und Kriminologie an der Universität Kiel gewesen. In der heutigen Zeit massiver Missbrauchshysterie, die durch Ihren Beitrag weiter aufgebaut wird, fallen schon vollkommen harmlose FKK-Fotos unter den Begriff “Kinderpornografie”. Von einer Differenzierung zwischen Gewaltaufnahmen und einhellig hergestellten Aufnahmen ist in Ihrem Beitrag nichts zu finden. Das aber wäre notwendig gewesen, um einen objektiven und neutralen Journalismus zu betreiben.

Auch wird in Ihrem Beitrag nicht zwischen tatsächlicher sexueller Gewalt gegen die Selbstbestimmung des Kindes und einvernehmen - auch sexuellen - Beziehungen unterschieden. Schlimmer noch, Sie ignorieren diese Fakten einfach und enthalten sich jeder Position. Sie argumentieren nur aus der Sicht von Sexualstraftätern bzw. sexuellen Gewalttaten. Dies aber hat mit Pädophilie und Pädosexualität grundsätzlich nichts gemein. Es ist Ihnen gelungen, einen verurteilten Sexualstraftäter in Strafhaft zu interviewen, der sich über eine fehlende Therapie im Strafvollzug beschwert hat. Wenn es sich bei diesem Täter um eine tatsächliche Gewalttat gehandelt hat, dann ist es sicherlich zu oft so, dass diese Gewalttäter im Strafvollzug keine ausreichende Therapie erhalten. Jedoch haben Sie auch hierbei die “Täter” vollkommen ignoriert, die keine tatsächliche Gewalt an Kindern angewendet haben. Therapiert werden kann und darf nur die Gewalt im Handeln, jedoch nicht die pädophile Orientierung bzw. Identität. Auch zu diesem komplexen Thema bleiben Sie in Ihrem Beitrag jeder Objektivität und Realität schuldig. Der Zuschauer wird vollkommen einseitig unterrichtet und damit desinformiert. Der Fall Werner P. ist untypisch und ein Einzelfall. Viele Pädophile im Strafvollzug benötigen keine Therapie.

Die Spitze der totalen Desinformation & Falschdarstellung ergibt sich jedoch aus einigen Zitaten von Users im Deutschen Jungsforum für Pädophile/Boylover. Dieses Forum dient den Pädophilen neben dem Deutschen Girlloverforum zur Hilfe der Selbsthilfe und ist deshalb von erheblicher Bedeutung für die Betroffenen. Zusätzlich beinhalten diese Foren politische Debatten zum Sexualstrafrecht, Medien und Sexualwissenschaft. Es ist journalistisch unverantwortlich, wenn Sie daraus einzelne Zitate der User vollkommen aus dem Zusammenhang greifen und dem unwissenden Zuschauer präsentieren. Das ist ein vorsätzlicher Missbrauch der Pressefreiheit. Mit keinem Wort werden diese Foren erläutert, geschweige denn vorgestellt. Bei allen anderen Personen/Projekten haben Sie dies so gehandhabt. Beide Internetforen bestehen seit vielen Jahren und sind inhaltlich vollkommen legal. Die Pädophilen nehmen in diesen Foren das Recht der Freien Meinungsäußerung gemäß Grundgesetz wahr. Ihre Art und Weise der unseriösen Darstellung dieser Foren wird von uns und mit Sicherheit von fast allen der Hunderten Usern dort scharf verurteilt. Ich gehe davon aus, dass sich bereits viele User dieses Forums bei Ihnen beschwert und Protest eingelegt haben. Es bleibt deshalb zu hoffen, dass Sie auch diesen Protest ernst nehmen und in einer Ihrer nächsten Sendungen die verdrehten bis falschen Darstellungen richtigstellen werden.

Richtig erkannt haben Sie als wohl einzigen Punkt im Beitrag das Vorhaben zur Sperrung von Internetseiten mit Kinderpornografie von Ursula von der Leyen(CDU). Frau Maurer von ECPAT gehört mit Sicherheit nicht zu den Experten in Sachen Kinderschutz. Der Verein “Dunkelziffer” erst Recht nicht. Auch bei dieser einseitigen Darstellung vermissen wir das Pro & Contra im Sendebeitrag. Mit objektivem Journalismus hat dies nichts zu tun.

Zum Präventions-Projekt an der Berliner Charite können Sie unsere Positionen den K13online Webseiten im Internet entnehmen. Die geschätzte Zahl von Pädophilen in Deutschland - 200.000 - könnte zutreffen, eher noch höher. Die Pädophilen, die an dem Therapie-Projekt teilnehmen bzw. teilnehmen würden, ist jedoch sehr gering. Die überwiegende Mehrheit der Pädophilen finden in Ihrem Beitrag absolut keine Erwähnung. Ihre Ignoranz macht den Beitrag vollkommen realitätsfremd und täuscht eine Situation vor, die real nicht existiert. Auch wird die Aussage von Prof. Dr. Beyer, dass Pädophilie eine “chronische Krankheit” sein soll, nicht hinterfragt. Andere Sexualwissenschaftlicher in aller Welt bewerten die Pädophilie als sexuelle Identität und fordern die Anerkennung. Ihre diesbezüglichen Recherchen sind auch in diesem Punkt mangelhaft. Wir haben auch die Erwähnung der aktuellen Petition an den Deutschen Bundestag zur Übernahme der Therapiekosten durch die Krankenkassen vermißt. Diese Petition wurde übrigens von mir mitgezeichnet. An der politischen Debatte im Forum des Bundestages bin auch ich beteiligt. Wer als Pädophiler am Charite-Therapie-Projekt zur totalen Enthaltsamkeit teilnehmen will sollte die Kosten von den Krankenkassen erstattet erhalten. Wie bereits oben aufgeführt sind dies ohnehin nur ganz wenige Pädophile.

Als Fazit zu Ihrer Sendung bleibt mir nur noch zusagen: Der Sendebeitrag erfüllt nicht die Voraussetzungen einer guten Recherche und neutralen, objektiven Darstellung aller Themenbereiche. Die Redaktion von 45 Min sollte deshalb eine neue Sendung zu diesem komplexen Thema produzieren und ausstrahlen. Andere Expertenmeinungen sind Voraussetzung für einen guten Journalismus. Gerne stehe ich Ihnen dabei mit Rat und Tat zur Seite. Der Mut zur Wahrheit hat höchste Priorität beim brisanten Thema der Pädophilie. In diesem Sinne freue und erwarte ich eigentlich eine Antwort von Ihnen. Beim Studieren meiner K13online Webseiten mit den vielen Verlinkungen wünsche ich Ihnen viel Einsicht und Aufklärung… !


Mit freundlichen Grüßen
Dieter Gieseking(V.i.S.d.P.)
K13online Redaktion

Ps: Dieser Offene-Brief wurde auf den K13online-Webseiten publiziert.


Anlagen
Ausdruck K13-News vom 13.01.2010
K13-Visitenkarte

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Lesen Sie dazu auch das News im Archiv hier:
http://k13-online.krumme13.org/news.php?s=read&id=1562

(aktualisiert heute - Erstveröffentlichung 12.01.2010)
geschrieben von K13online am 07.03.2010 - ID: 745 - 4076 mal gelesen Drucken

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