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Text - Gefangenen-Post aus den USA(Curt A.-3.Brief-NEU) |
In Cooperation Nambla/USA & K13online/D hatten wir zum Weihnachtsfest 2007 & 2008 & 2009 & 2010 & 2011 & 2012 & 2013 eine Gefangenen-Aktion an Boylover/Girllover in amerikanische Justizvollzugsanstalten gestartet. Wir veröffentlichen hier den 2. Brief von Curt A.
Hallo Dieter Gieseking !
Herzlichen Dank für Ihre Rückantwort. Ich wollte mich zunächst entschuldigen dafür, nicht eher geantwortet zu haben. Verzeihen Sie mir deshalb.
Ich bin glücklich darüber Ihnen über mich selbst etwas erzählen zu können und darüber wie ich den Ort an dem ich bin ertrage. Aber seien Sie nachsichtig mit mir, es könnte langweilig sein.
Ich wurde 1969 geboren in einer kleinen südöstlich, in Texas gelegenen Stadt, mit dem Namen Orange. Sicherlich, der Stolz Texaner zu sein sitz tief, doch ich schätze auch sehr meine deutsche Herkunft. Mein Vater, Paul Josef A., verstorben, war ein Vollblutdeutscher, der nach dem Zeiten Weltkrieg hierher kam. Als ich etwa 4 Jahre alt war, ging er hinüber und so weiß ich eigentlich nicht viel von ihm. Ich weiß nur, dass mein Familienname nicht wirklich als „A.“ buchstabiert wird, sondern das ist die Englische Sprechweise, denn als er nach Amerika kam übernahm er sie, um es einfacher zu machen. Ich weiß, dass er ein großgewachsener Mann war, mit dunkler Stimme und grauenhaarig schon in frühem Alter. Ich würde gerne über ihn und meine Familie mehr wissen.
Im Jahr 1999 kam ich ins Gefängnis, weil ich ein Verhältnis mit einem 14-jährigen Jungen hatte. Ich bekam dafür 18 Jahre, wovon ich nun über 15 Jahre verbracht habe.
Während dieser Zeit bekam ich dreimal auf Ehrenwort Freigang und im Moment läuft gerade die Wiederaufnahme. Die letzten beiden Male wurde mir die Entlassung verweigert. Warum? Aus mehreren Gründen. Erstens: Texas ist ein „Sperr sie ein und lass sie nicht raus“ Staat. Das Gefängnissystem ist eine riesige Geldquelle. Je mehr Gefängnisse es gibt, desto mehr Geld bekommt der Staat von der Bundesregierung der USA. Texas hat über 150 000 Insassen im System. Texas, was nur ein Bundesstaat und kein Land ist, hat mehr Leute im Gefängnis als die meisten Länder der Welt, darunter Deutschland mit über 64 000. Amerika, das sich selbst als der „Sieger der Freiheit“ ansieht, liegt mit über 2 Millionen Gefangenen auf Listenplatz 1 der Welt. Das unfreie kommunistische Land China liegt auf Platz 2 mit nur 1 Million (vergleiche: www. prisonstudies.org).
Texas steckt Millionen Dollar in die Gefängnisindustrie, die es unterhält. Gefangene werden gezwungen kostenlos in Industrieunternehmen zu arbeiten, Sklavenarbeit, in verschiedenen Produktionszweigen, Schuhe beispielsweise, Matratzen usw., die das Gefängnissystem dann verkauft und Millionen Dollar Gewinn einfährt (Texas ist gegen Rehabilitation oder Hilfe).
Jedoch sollten wir nicht die Hexenjagd vergessen, die Texas, die Amerika gegen Jungenliebhaber, oder allgemein gegen Sexualstraftäter führt. Wenn Du einmal angeklagt bist, dann ist Dein ganzes Leben ruiniert, Du wirst immer im Staats- und im
FBI-Computer geführt werden, und jedes Jahr hast Du Dich zum Rapport bei der lokalen Polizei zu melden.
Amerika hat so etwas wie die „Sicherungsverwahrung“. Das bedeutet, dass sie Dich lebenslang verhaften können, selbst wenn Du Deine Gefängnisstrafe abgesessen hast, wenn das Gefängnissystem beschließt, dass Du ein zukünftiger möglicher Sexualstraftäter sein könntest, dann können sie Dich für eine lange Zeit noch im Gefängnis behalten, im Irrenhaus oder an ähnlichen Orten.
Bin ich solch ein Raubtier, ein Sexualstraftäter? Für manche bin ich das und noch schlimmer! Ich bin ein Monster, das nicht leben sollte. Ich betrachte mich selbst nicht als Ungeheuer. Ich bin kein Vergewaltiger. Ich habe niemals irgendjemanden gezwungen etwas gegen seinen Willen zu tun.
Als ich 14 Jahre alt war, da wusste ich sehr wohl, was ich wollte. Als ich etwa 10 war führte mich mein etwa 13 jähriger Cousin in den Sex mit Jungs ein. Als ich älter wurde, fuhr ich fort Jungs zu suchen, die „herumspielen“ wollten. Das mag die Leute erstaunen, aber es gab echt sehr viele Jungs und Mädels die Sex wollten. Für gewisse Leute ist das sehr schwer in unserer “puritanischen“ Gesellschaft zu glauben! Sex und Sexualität sind ausgeschlossen von dem wo wir sind. Die amerikanische Gesellschaft will gerade das nicht glauben. Wir sind alle rein und unschuldig bis 18, so glauben sie.
Ich hatte meine erste Beziehung zu einem Mann nicht bevor ich 11/12 war. Es begann mit Masturbation. Ich wusste, dass Jungs Sex miteinander hatten, ich wusste, dass Männer Sex miteinander hatten, aber ich wusste nicht, dass auch Jungs mit Männern Sex hatten.
Manche werden sagen, dass dieses Sein als Kind es war, das mich ins Gefängnis gebracht hat. Ich glaube dagegen, dass es die Engstirnigkeit der amerikanischen Gesellschaft war, die dabei eine große Rolle gespielt hat.
Ich hoffe, dass Ihnen dies einen gewissen Einblick in mein Leben gegeben hat. Wenn irgendjemand mir schreiben will, dann soll er es tun, nur ich kann leider nur Englisch lesen und schreiben. Ich freue mich über Jeden! Ich würde gerne mehr über meine deutsche Seite erfahren. Eine Frage: Gibt es dort nur Männer-Frauen Beziehungen?
Ich schaue nach Bildern, aber es sind nur bekleidet erlaubt, in Unterwäsche gehen aber.
In Solidarität
Curt A.
USA, den 15. Mai 2014 - hier eingegangen am 23. Mai 2014
Ps:
Dieter ich hoffe, dass der Brief nicht zu lang war, Du kannst ihn bei Bedarf veröffentlichen.
Dieter, ich will Dir mitteilen, dass wenn Du auf die Internetseite gehst, derjenige der mir schreib, billiger Briefe über das Internet zusenden kann.
Zum 3. Brief klicken Sie bitte unten auf Seite 3
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