Bericht zur KTW-Veranstaltung STIGMA am Standort in Ulm

Bericht zur STIGMA-Filmvorführung mit Diskussion am Standort Ulm beim KTW-Projekt des Universitätsklinikums am 27. Juli 2017

Vorbemerkungen

Der Inhaber von K13online ist zur Berichterstattung über diese Veranstaltung um 15 Uhr am Hauptbahnhof Ulm eingetroffen und hat sich dann gleich zum Universitätsklinikum weit außerhalb der Innenstadt begeben. Der Veranstalter war noch dabei, die Hinweisschilder STIGMA auf dem Gelände anzubringen. Vor dem Hörsaal Chirurgie waren bereits Tische aufgebaut und es lagen die Teilnehmerlisten vor. An die wissenschaftliche Hilfskraft B.Sc. Johanne Lösewitz wurde die K13-Visitenkarte übergeben. Danach ging es in die Cafetheria, wo bereits Jens Wagner(KTW-Pressesprecher), der Filmproduzent Peter Jeschke und  der therapeutische Mitarbeiter Joachim Schreijäg an einem Tisch saßen. Mit Wagner & Jeschke haben wir drei uns dann auf die Terrasse zu ersten persönlichen Kennenlerngesprächen zusammengesetzt. Im Anschluss ging es zum Hörsaal der Chirurgie, wo bei der Einlaßkontrolle die wissenschaftliche Hilfkraft B.Sc. Jamie Knoblauch den Teilnehmern einen weißen Zettel zum Anbringen auf der Kleidung übergab. Der Hörsaal bot für 235 Teilnehmern Plätze. Der Saal war zu rund 2/3 besetzt. Die männlichen und weiblichen Teilnehmer hilten sich die Waage. Erkennbar Pädophile waren nicht auszumachen, aber einige werden gekommen sein.

Begrüßung der Teilnehmer & Einführungsvortrag

Der Projektleiter Prof. Dr. med. Harald Gündel begrüßte um 17 Uhr die Teilnehmer und wies auf das Thema der Veranstaltung hin. Sodann begann die Projektkoordinatorin Maga. Elisabeth Quendler mit Ihrem Einführungsvortrag zum Thema der Pädophilie. Mit einem Beamer wurden Textfolien auf die Hörsaalwand projeziert. Frau Quendler erläuterte zunächst die ICD 10 und DSM5 mit den Begriffen Pädophilie und Hebephilie. Die sexuelle Präferenz manifestiert sich auch bei Pädophilen im Jugendalter. Die Pädophilie ist Schicksal und nicht Wahl. Sie differenziert zwischen der Präferenz und dem Verhalten von Pädophilen. Das KTW-Projekt wurde im Jahre 2005 an der Berliner Charite gegründet. Die 1. Therapie am Standort Ulm hat im Februar 2015 begonnen. Ab dem Jahre 2018 soll das Projekt durch die Krankenkassen finanziert werden. Es gibt z. Zt. 11 Standorte in Deutschland. Vier weitere Standorte in den Bundesländern sind vorgesehen. Die aktuelle Statistik für Ulm: 32 Personen, davon 9 Einzeltherapien, 5 Intensivtherapien, 7 Abbrüche, 7 Abgeschlossen und 4 in Beratung. Darüber hinaus trifft sich einmal im Quartal eine Angehörigen-Gruppe. Weitere Infos sind den Infoblättern zu entnehmen, die alle Teilnehmer mitnehmen konnten. 

Filmvorführung STIGMA

Um 17:25 Uhr begann der Film. Der Schauspieler Hendrik Arnst liest einen Text vor, der sich aus Therapiegesprächen mit einem pädophilen Klienten am KTW-Projekt ergeben hat. Es handelt sich dabei nicht um ein durchgehendes Interview mit dem Pädophilen. Der Fragesteller ist Godehard Giese. Wir geben hier lediglich Auszüge vom Schauspieler wieder. Zu Anfang muss festgehalten werden, das der Filminhalt aus unserer Sicht ziemlich einfach gestrickt ist. Die Aussagen des Pädophilen sind für die Gesamtheit der Pädophilen völlig untypisch. Die erste Episode von der er erzählt ist die, dass er sich im Alter von 12 Jahren im Urlaub mit seinen Eltern in ein jüngeres Mädchen verliebt hat. Seine erste Freundin wird später seine Ehefrau werden. Die Ehe wird nur 2,5 Jahr halten. Beide haben jedoch zwei Töchter. Während seiner Ausbildungszeit beginnen die Fantasien mit kleinen Mädchen im Alter von 5 Jahren. Er trinkt viel Alkohol, um seine Gefühle zu verdrängen. Er denkt daran, ein Mädchen zu sich nach Hause zu locken. Er kauft sich viele Kataloge mit kleinen Mädchen. Kontakt zu fremden Kindern hat er nicht, außer mit einer Verwandten. Nach der Scheidung von seiner Ehefrau zieht eine Tochter zu Ihm. Als eine Tochter 5 Jahre ist wird er übergriffig. Sie kam zu Ihm zum Schmusen, und er hat sie im Intimbereich berührt. Mit 12 Jahren zieht die Tochter bei Ihm aus. Und sagt, er solle nicht mehr so viel Alkohol trinken. Rückblickend kommt er nochmals auf einen Fall zu sprechen: Er küsst sie, woraufhin sie ihn fragt, ob er das auch möchte. Er erklärt, dass Er dann in den Knast muss. In der Zeit, wo er wieder ganz alleine lebt, ist er süchtig nach "Kinderpornos" geworden. Er verbringt viele Stunden am Tag am PC/Internet und findet kein Ende. Kontakt zu andern Pädophilen hat er nicht. Als er einmal in ein pädophiles Forum geht und dort lesen muss, dass die Kids den Sex auch wollen können, bekommt er einen großen Schreck. Dennoch hegt er weiterhin den Wunsch nach einer pädophilen Beziehung, die er mit seiner Tochter gehabt haben will. K13online muss feststellen, dass sexuelle Beziehungen mit einer Tochter Inzest ist. Mit Pädophile hat dies zunächst einmal nichts zu tun. Zum Einen hat er Vatergefühle und zum anderen sexuelles Verlangen nach seiner Tochter. Dies sei die Hölle gewesen. Er weiß, dass Pädophilie nicht heilbar ist. Er meint aber auch, dass es keine solchen sexuellen Beziehungen mit Mädchen geben darf. Der Film endet um 17:50 Uhr und hinterläßt beim Publikum ein Schweigen...

Podiumsdiskussion mit Fragen des Publikums

Der Projektleiter Gündel ergreift das Wort und holt Jens Wagner & Peter Jeschke sowie Frau Quendler auf die Ebene des Podiums. Frau Lösewitz bekommt ein Mikofon in die Hand und wird sich zu den jeweiligen Fragestellern begeben, die akustisch im Hörsaal gut verständlich sind. Nach etwas Zögern kommt die 1. Frage von ingesamt 15 Fragen aus dem Publikum. Durch ein DU zwischen den Darstellern kommt der Inhalt ehrlich und berührt rüber. Wagner erklärt, dass das "Interview" im Jahre 2015 geführt wurde und der Pädophile noch immer von Schuldgefühlen geplagt ist. Der Film hat erst eine kleine Öffentlichkeit bei den Veranstaltungen erreicht. Ab 2018 soll der Film auch der Online-Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Kritik kommt von einem Fragesteller wegen der Textstelle mit dem Küssen auf den Penis. Jeschke hatte überlegt, diesen Teil drin zu lassen. Frau Quendler ergänzt diese Situation mit verzerrter Wahrnehmung. Zu der Aussage zur verzerrten Wahrnehmung, führt Sie aus, dass Kinder von Geburt an, wahrscheinlich schon vorgeburtlich sexuelle Wesen sind. Damit ist gemeint, dass sie in jedem Entwicklungsalter bestimmte Handlungen ausführen, die der sexuellen Reifung dienen. Sie brachtet das Beispiel einer 5jährigen, die sich (altersgemäß erwartbar) vor anderen entkleidet und nackt zeigt. Ein Erwachsener ohne pädophilem Interesse würde das Kind wohl auffordern, sich wieder anzuziehen, ggf. noch den Satz anfügen, das „man das nicht tut“… Eine Person mit pädophiler Präferenz würde diese Handlung der 5jährigen vielleicht missinterpretieren im Sinne der sexuellen Ansprechbarkeit und sexuelle Handlungen an dem Mädchen vornehmen unter der verzerrten Rechtfertigung, von dem Mädchen dazu eingeladen worden zu sein. Eine Fragestellerin fragt, ob dieser Vorzeige-Patient genauso ist, wie die anderen Pädophilen. In der Diskussion zur Frage des „Vorzeige-Patienten“ erläutert Frau Quendler: Wir betrachten dies durchaus kritisch und einigten uns darauf, dass es eine große Leistung ist, sich als pädophil zu outen, sich ggf. Therapeuten zu öffnen und sich Hilfe zu holen. Nach dem Motto „Weiß es einer, weiß es keiner; wissen es zwei, wissen es alle“ bedeutet dies oft, sich den Gefühlen von Scham, Schuld und Angst auszusetzen. Mit allen Konsequenzen… Ob das den so genannten „Vorzeige-Patienten“ ausmacht, weiß ich nicht. Eine Fragestellerin weist auf die Opferperspektive hin und meint, dass die Missbrauchsopfer auch ein Lebenlang keine Beziehung mehr führen können. Jeschke antwortet: Der Pädophile-Patient war sprachlos und konnte seine Übergriffe nicht in Worte fassen. Er konnte im Film die Dinge nicht beim Namen nennen, sondern wich aus und verharmloste damit seine Tat. Pädophile Frauen sind nur ganz wenige bekannt. Frau Quentler erläutert, dass der Leidesdruck der Pädophilen oft auch mit Drogen- und Alkoholproblemen daher kommt. Alkohol- und Drogenkonsum können in einigen Fällen von den Betroffenen eingesetzt werden, um sich die Realität (sexuelle Präferenz) erträglicher zu machen. Sie ergänzt zudem, dass man nicht wisse, wie viele Fälle von Suiziden durch die nicht aushaltbare sexuelle Präferenz motiviert geschehen. Einige der Patienten berichten von Suizidversuchen in der Vergangenheit, damit sie „niemandem schaden“ und die Isolation, Scham, Schuld und Angst nicht mehr ertragen zu müssen. Wagner ergänzt, das auch die Einsamkeit eine große Rolle spielt. In pädogogischen Berufen dürfe es keinen Generalverdacht geben, so Wagner. Um 18:40 Uhr endet die Diskussion. Der Projektleiter bedankt sich beim Publikum für das zahlreiche Erscheinen. Wo sollen sich Pädophile hinwenden? Wir haben versucht, die Tür etwas zu öffnen...(Die Frage von K13online war nach der Resonanz des Films bei anderen Veranstaltungen)


Zum damaligen News gelangen Sie hier:

http://krumme13.org/news.php?s=read&id=3408

geschrieben von K13online am 30.07.2017 - ID: 1323 - 1711 mal gelesen Drucken

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