"In einer Welt von universeller Täuschung ist das Aussprechen von Wahrheit ein revolutionärer Akt" - GOERGE ORWELL
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Text - Tagebuch einer Gefangenschaft: 103. - 107. Tag

Tagebuch einer Gefangenschaft: 103. Tag, Sonntag, den 28. August 2016 in der JVA Bruchsal im geschlossenen Vollzug

Der heutige Tag wird es wieder über 30 Grad heiß werden. Beim Aufschluss schlafe ich weiter und gehe dann um 9:30 Uhr zum Duschen. Um 10 Uhr kommt wieder Peter K. auf meine Zelle zum Besuch. Wir unterhalten uns über meinen bald anstehenden Transport zur Anhörung bei der Strafvollstreckungskammer in Karlsuhe. Ich stelle einen Antrag und bitte um Auskunft, ob es ein Sammeltransport oder Einzeltransport wird. Um 14 Uhr gehe ich zum Hofgang und lasse mich von der Sonne vewöhnen. Einschluss ist wieder um 16:45 Uhr. In der Zelle ist es unerträglich heiß. Zum Abendessen tausche ich wieder mit Peter K. Mein Tabak  geht zu Ende. Der TV läuft bis zum Einschlafen..


Tagebuch einer Gefangenschaft: 104. Tag, Montag, den 29. August 2016 in der JVA Bruchsal im geschlossenen Vollzug

Heute bekomme ich gleich vier Briefe von meinen Freunden & Mitarbeitern "Draußen". Mit den Antworten werde ich erst einmal beschäftigt sein. Dabei höre ich gerne SWR4-Radio, mein Lieblingssender. Die wöchentliche Medikamentenausgabe folgt. Andreas M. hat für heute von 12 bis 14 Uhr einen Besuchstermin erhalten. Darauf freue ich mich natürlich und warte. Er hatte bereits in Kislau einen Termin gehabt, aber wegen der kurzfristigen Verlegung nach Bruchsal war er damals vergebens angereist. Um 11:30 Uhr gehe ich zum Dienstzimmer und hole meine bestellten Bücher ab. Dabei erzählt mir eine Beamtin, dass mein Besuch soeben telefonisch abgesagt hat. Ich kann es gar nicht glauben. Schreibe Ihm gleich einen Brief, warum er nicht kommen konnte. Um 15 Uhr gehen Peter K. und ich wieder gemeinsam zum Hofgang und legen uns auf die heißen Steine in die Sonne. Neuerdings nehme ich immer ein Handtuch mit, damit ich nicht verbrenne. Am Abend bringt mir Peter K. wieder zwei Zwiebel, die man gut zum Aufschnitt essen kann. Nach Einschluss bleibt nur der TV, um die Zeit tot zu schlagen. In der Nacht ist es etwas kühler geworden.


Tagebuch einer Gefangenschaft: 105. Tag, Dienstag, den 30. August 2016 in der JVA Bruchsal im geschlossenen Vollzug 

Nach dem Aufschluss lese ich ein neues Buch. Diesmal habe ich wirklich Glück gehabt, denn in der Bücherliste kann man nicht erkennen, um was für einen Inhalt es geht. Der Titel lautet: "elf ist freundlich und fünf ist laut". Der Autor ist Autist und homosexuell. Mit 11 Jahren weiß er, dass er auf Jungs steht: http://www.dieterwunderlich.de/Tammet-elf-freundlich-fuenf-laut.htm 

Ich lese den ganzen Tag das Buch weiter. Die Geschichte ist wirklich gut. Zwischendurch hole ich mir vom 4310er-Gefangenen etwas Tabak. Zum Hofgang um 15 Uhr gehen Peter K. und ich wieder gemeinsam. Die Sonne scheint wieder stark vom Himmel herab auf uns Beide. Der Blick zum Himmel hinauf ist auf jeden Fall erträglicher, als wenn man ständig an die Mauern schaut oder noch schlimmer, in die Gesichter der anderen Gefangenen glotzen muss. Am Abend tausche ich wieder mein Essen mit Peter K. Bis zur TV-Sendung "In der Höhle des Löwen" schlafe ich. Danach ist um 1 Uhr der Tag vorbei.


Tagebuch einer Gefangenschaft: 106. Tag, Mittwoch, den 31. August 2016 in der JVA Bruchsal im geschlossenen Vollzug

Gleich nach dem Aufschluss gehe ich alleine und ziemlich früh zum Duschen. Es ist nur ein Gefangener dort. Alles verläuft ruhig - Worte werden nicht gewechselt. Das begonnene Buch lese ich weiter bis zum Nachmittag zum Hofgang um 15 Uhr. Peter K. und ich sitzen zum Sonnen immer in der gleichen Ecke. Er zählt mir, dass der Justizminister in der JVA Bruchsal gewesen ist. Das wird auch von einem Beamten im Hof bestätigt, den ich gleich gefragt habe. Zum Abendbrot gibt es ganze drei Eier mit Brot. Es ist unglaublich. Briefeschreiben und TV schauen bis tief in die Nacht. Mehr gibt es nicht zu berichten. Es wird immer langweiliger und das geht auf die Nerven.


Tagebuch einer Gefangenschaft: 107. Tag, Donnerstag, den 1. September 2016 in der JVA Bruchsal im geschlossenen Vollzug 

Gleich nach Aufschluss werfe ich wie fast jeden Tag meine Briefe in den Kasten, die ich am Tag vorher geschrieben habe. Bettwäschetausch ist heute wieder angesagt. Lese das Buch weiter und schaue dabei TV oder höre SWR4. Beim Dienstzimmer treffe ich Peter K. und wir stellen fest, dass die Süddeutsche Zeitung und FAZ nicht da ist. Wir gehen zusammen auf meine Zelle, und ich erkläre Ihm kurz, dass ich damals auch einen Gnadenantrag gestellt hatte. Mein Verfahren hat 7 Jahre gedauert. Mein Kurzbesuch führt mich auch wieder auf die Zelle 4310 zum Abholen von etwas Tabak. Beim Hofgang um 15 Uhr liegen Peter K. und ich wieder in der Sonne. Wir Beide sind inzwischen sichtlich braun von der Sonne geworden. Bevor der Leser meines Online-Tagebuches auf die Idee kommen sollte, dass sich dies alles liest wie ein Urlaub in Spanien: Ich bin im Knast. Das Sonnenbaden ist wirklich kein Vergnügen, sondern eine zwanghafte Notwendigkeit, um eine Beschäftigung zu haben. Am Abend beende ich das Buch mit dem schwulen Autisten, der mit seinen 11 Lenzen schon homosexuellen Sex hatte. Diese Realität in seinem Autobiografischen Roman wird jedoch nur ganz beiläufig erwähnt. Für den Autor war dies völlig normal und bedurfte keiner besonderen Hervorhebung. Wie wir alle wissen, sieht das Tag tägliche Leben im heutigen Anti-Pädophilen-Zeitgeist völlig anders aus. Am Ende dieses Knasttages also eine Buchempfehlung von mir.


Tagebuch einer Gefangenschaft: 101. Tag, Freitag, den 26. August 2016 und 102. Tag, Samstag, den 27. August 2016  in der JVA Bruchsal im geschlossenen Vollzug

http://krumme13.org/text.php?id=1313&s=read

geschrieben am 12.07.2017
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Autor K13online
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