John Henry Mackay
Der Puppenjunge
Die Geschichte einer namenlosen Liebe aus der Friedrichsstraße
Männerschwarm Verlag 1999
Gebundene Ausgabe mit Schutzumschlag, 352 Seiten
ISBN 3-86149-069-2
Preis 18,00 Euro
John Henry Mackay (Sagitta) schrieb 1926 den Roman über einen jugendlichen Stricher, der in den Straße Berlins seinem Broterwerb nachgeht. Die Autentizität des Romanes erklärt sich dadurch, dass der Schriftsteller an den Treffpunkten der Pupen, wie Stricher in Berlin damals genannt wurden, viele Gespräche mit ihnen führte. Der Roman ist in einem schönen gebundenen Leinenband erschienen.
Nein, hier geht es nicht um die Beschreibung von Sextechniken, die der lüsterne Leser vielleicht mit der männlichen Prostitution verknüpft, hier geht es um den Überlebenskampf eines Straßenjungen und um die Gesetzmäßigkeiten einer Szene.
In diesem Roman geht es auch um einen Mann, der sich in den 15- oder 16jährigen Stricher verliebt. Dieser versucht, den Jungen aus diesem Leben zu holen, ihn eine Arbeitsstelle zu verschaffen und mit ihm eine Beziehung zu leben. Es geht also auch um den Mann, der zu ihm steht und für diese Liebe verhaftet, verurteilt und inhaftiert wird, was u.a. auch seine bürgerliche Existenz vernichtete. Er ist zu einem sogenannten Sittlichkeitsverbrecher geworden. “Wenn sich einmal einer in mich verlieben würde, den würde ich aber ordentlich hochnehmen”, lautet der Ausspruch eines des Stricher. Ich halte diesen Roman gerade heute für ein bemerkenswertes Stück Literatur. Nicht nur das Schicksal der Jungen, die oft nicht wissen, was sie essen werden und wo sie schlafen können, wird hier dargestellt. Die Liebe des Mannes zum Jüngling und des Jünglings zum Manne ist noch heute umstritten und wird allzuoft mit dem sexuellen Missbrauch an Kindern verwechselt. Der Autor hat sich tatsächlich in die Mentalität der “Pupen” oder “Puppenjungen” und der “Stubben”, der Freier, versetzt. Der Roman fasziniert durch die Darstellung der Ausweglosigkeit einer große Liebe und durch die Ausweglosigkeit der Schicksale von Menschen, für die es kein Happy End geben kann. Sehr empfehlenswert.
Ich habe das Buch sehr geliebt - trotz und sogar wegen seines ab und zu sentimentalen Widersinns. Es zeichnet ein Bild der Berliner sexuellen Unterwelt zu einem früheren Zeitpunkt dieses Jahrhunderts, das wie ich aus eigener Erfahrung weiß, authentisch ist.
Christopher Isherwood
Die Authentizität des Buches kommt nicht von ungefähr. Mackay hat 1924 alle schwulen Kneipen Berlins besucht, und im Herbst saß er abends im Hinterzimmer des Marienkasinos mit dem Rücken gegen die Wand an einem langen Tisch, um ihn zwei, drei, vier und mehr Jungen, ließ für sie Wurststullen, Zigaretten und Bier kommen und ließ sie erzählen, erzählen und immer wieder erzählen.
Mackay kannte seine Berlin, und er kannte den Schwerz unerwiderter Liebe. Die Personen der Geschichte erweckt er in klar umrissenen Szenen zum Leben. Das kurze Kapitel, in dem die Zusammenkunft von zwölf Knaben am "Puppentisch" der Kneipe beschrieben wird, ist ein schriftstellerisches Meisterstück. Hubert Kennedy
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(Ersteinstellung im Jahre 2003 -aktualisiert am 22. Februar 2016)