Luzerner Autor Dominik Riedo kämpft gegen Verbote: Buch über pädophilen Vater ist zu viel für die Verwandtschaft | |||||
Buchautor Dominik Riedo(Nur das Leben war dann anders): «Meine Verwandten denken, wenn man über etwas nicht spricht, dann existiert es nicht.» Die Webseite Zentralplus berichtet wie folgt: Das Buch mit der Innensicht eines Pädophilen durch die Tagebucheinträge seines Vaters zeige viele Probleme auf – wie die Isolation und das Selbstmitleid von Pädophilen – und dementsprechend wichtig ist es als Spiegel. Einige der Gruppen hätten das Buch bereits für Sitzungen hinzugezogen, um Pädophilen, die keine Täter werden wollen, aufzuzeigen, was wichtig ist, um nicht in eine solche Spirale zu geraten. «Doch auch nicht Betroffene haben mir sehr positive Briefe geschrieben. In vielen ging es darum, die Schere im Kopf loszuwerden – nicht in Schwarz und Weiss zu denken. Das hat mich sehr berührt.» Und gerade deshalb sei es schade, dass das Buch nun nicht mehr verlegt werden könne, bedauert Riedo. Der Autor hatte sein Werk u.a. auch auf der Fachtagung der AHS in Düsseldorf im November 2016 vorgestellt. Ein Bericht von einem Teilnehmer liegt uns gegenwärtig noch nicht vor. Die erste Auflage ist ausverkauft. Nun sollte die zweite in den Druck – was jedoch auf unbestimmte Zeit vertagt ist. «Die 14 Geschwister meines Vaters fordern, dass das Buch so nicht mehr herausgegeben werden darf», erklärt Riedo auf Anfrage von zentralplus. Diese Fall bestätigt erneut die Tatsache, dass wenn ein neues Buch zum Thema der Pädophilie auf den Markt kommt, man es sofort kaufen muss, damit man és noch erhält, bevor es verboten wird oder der Zensur zum Opfer fällt. Im heutigen Zeitgeist ist keine rationale Debatte mehr möglich... http://preview.tinyurl.com/hqjxxjm Schweigen und VerdrängenGekuscht wurde in Bezug auf Riedos Buch schon einmal, im Juni 2015. Die SRF-Sendung «Schweiz aktuell« hatte einen Bericht ausgestrahlt, welcher jedoch innerhalb von 24 Stunden wieder vom Netz genommen wurde. «Ich wurde informiert, dass sich meine Verwandten beschwert hatten. Der Bericht reisse alte Wunden auf.» Diese Haltung ist für Riedo nichts Neues. «Meine Verwandten denken so: Wenn man über etwas nicht spricht, dann existiert es nicht.» Das Thema sei in der Familie ein grosses Tabu. «Sie sagen, meine Aussagen seien nicht wahr, sie bestreiten alles.» Dies sei jedoch eine neue Taktik. «Damals, als es rauskam, alles in der Presse stand und als mein Vater vor Gericht verurteilt wurde, hatten sie alle Kontakte abgebrochen. Er war für sie gestorben.» Auch für ihn und seinen Bruder sei es nicht einfach gewesen, «aber man kann so etwas nicht einfach totschweigen. Damit verschwindet die Situation nicht.» Drohanrufe und «Brieffreundschafen»Darüber zu reden sei ihm sehr wichtig. Und vielen anderen Menschen offensichtlich auch. Das habe er nochmals durch die vielen Reaktionen gemerkt, die er auf das Buch erhalten hat. «Es waren ungewöhnlich viele – im positiven, aber auch im negativen Sinn», sagt Riedo. Mittlerweile habe er eine ganze Kiste voller Briefe zuhause.
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geschrieben von K13online-Redaktion am 10.12.2016 |
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