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Kein Täter werden: Standort Ulm(Uni) |
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01.04.2015 |
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Neues Therapieangebot für Menschen mit pädophilen Neigungen stellt einen wirksamen Schutz für Kinder und Jugendliche vor sexuellem Missbrauch dar
Hoffnung und Hilfe für Menschen mit pädophilen Neigungen: Ab sofort ist die Universitätsmedizin Ulm der insgesamt zehnte Standort in Deutschland, der das Präventionsprojekt „Kein Täter werden“ umsetzt. Ziel des von der Charité – Universitätsmedizin Berlin entwickelten und koordinierten Projekts ist es, Sexualstraftaten an Kindern in einem Stadium vorzubeugen, in dem noch nichts vorgefallen ist. „Ich freue mich sehr, dass Ulm nun auch Anlaufstelle dieses so wegweisenden und wichtigen Projekts ist“, sagt Prof. Dr. Harald Gündel, Ärztlicher Direktor der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, und ergänzt: „Das interdisziplinär ausgerichtete Therapieangebot von ,Kein Täter werden‘ bedeutet im Ergebnis einen sehr direkten Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexuellen Traumatisierungen.“ Die Finanzierung für den Standort Ulm erfolgt über das Ministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familien, Frauen und Senioren Baden-Württemberg. Darüber hinaus besteht eine enge Kooperation mit der Kinderschutzstiftung „Hänsel + Gretel“.
Was genau ist eigentlich Pädophilie? Im Sinne einer klinischen Diagnose wird darunter eine sexuelle Ansprechbarkeit auf den kindlichen Körper verstanden. Die aktuelle Forschung geht davon aus, dass sich sexuelle Neigungen, zu denen eben auch die Pädophilie gehört, in der Pubertät manifestieren und ab diesem Zeitpunkt nach klinischer Erfahrung weitgehend stabil bleiben. Daraus folgt, dass sich Menschen ihre sexuelle Neigung nicht aussuchen. Jedoch trägt jeder Mensch die alleinige Verantwortung für sein sexuelles Verhalten.
(Ersteinstellung am 1. April 2015)
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Kein Täter werden: Standort Ulm(Uni) |
von K13online am 01.04.2015 |
Erfolgreiche Verhaltenskontrolle
„Die sexualmedizinische Diagnostik erlaubt eine zuverlässige Beurteilung der sexuellen Neigung und deren Risikoeinschätzung. Dies ist für die Therapie eine wichtige Voraussetzung und vermag mit zu erklären, dass nach den bisherigen Studienergebnissen durch das Behandlungsprogramm Risikofaktoren für sexuellen Missbrauch günstig beeinflusst und bei den Betroffenen erfolgreich eine Verhaltenskontrolle aufgebaut werden kann“, erläutert Prof. Dr. Dr. Klaus M. Beier, Initiator des Präventionsnetzwerks „Kein Täter werden“ und Leiter des Instituts für Sexualwissenschaft und Sexualmedizin der Charité – Universitätsmedizin Berlin.
Was beinhaltet die Therapie?
„Die Therapie integriert psychotherapeutische, sexualwissenschaftliche, medizinische und psychologische Ansätze und die Möglichkeit einer zusätzlichen medikamentösen Unterstützung. „Im Verlauf der Therapie erlernen die Teilnehmer u. a. eine angemessene Wahrnehmung und Bewertung ihrer sexuellen Wünsche und Bedürfnisse, die Identifizierung und Bewältigung gefährlicher Entwicklungen sowie Strategien zur Verhinderung von sexuellen Übergriffen“, fasst Professor Gündel zusammen, der zudem ganz besonders die Unterstützung durch das Sozialministerium Baden-Württemberg und die enge Kooperation mit der Kinderschutzstiftung „Hänsel + Gretel“ hervorhebt.
Damit aus Fantasien keine Taten werden
Erste Vorsitzende dieser Stiftung ist die ehemalige baden-württembergische Sozialministerin Barbara Schäfer-Wiegand, die ebenfalls die wichtige Rolle der Politik betont: „Wir sind Frau Ministerin Altpeter sehr dankbar, dass die Landesregierung die sexualmedizinische Ambulanz an der Uniklinik Ulm ideell und finanziell fördert. Hänsel + Gretel übernimmt darüber hinaus die Kosten für die Weiterbildung der Therapeuten und unterstützt die Medienkampagne zur Ansprache von Männern mit pädophiler oder hebephiler Neigung. Vorbeugende Maßnahmen sind der beste Kinderschutz, und die Ambulanz am Universitätsklinikum Ulm hilft Menschen, damit aus Fantasien keine Taten werden“, so Barbara Schäfer-Wiegand abschließend.
Stark im Kinderschutz
Auch Prof. Dr. Jörg M. Fegert, Ärztlicher Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie am Universitätsklinikum Ulm, lenkt den Blick auf den Opferschutz: „Die Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie ist stark im Kinderschutz und in der Prävention sexuellen Missbrauchs engagiert. Hauptziele sind dabei die Unterstützung der Betroffenen und die notwendige Information von Eltern und Fachpersonen. Als uns von den Berliner Kollegen die Teilnahme an dem Projekt ,Kein Täter werden‘ angeboten wurde, war es uns wichtig, dass dieser wesentliche Baustein der Prävention, der bei den Tätern ansetzt, nicht in den Räumlichkeiten und der Arbeitsgruppe angesiedelt wird, die direkt mit den betroffenen Kindern und ihren Eltern arbeitet. Zwar gibt es auch Übergriffe durch Jugendliche, bei denen wir gutachterlich und therapeutisch tätig werden, das Projekt richtet sich aber primär an Erwachsene, die bei sich pädophile Neigungen feststellen und aus moralischer Verantwortung an sich arbeiten wollen. Ich bin sehr froh, dass Kollege Professor Harald Gündel bereit war, dieses Projekt in Ulm umzusetzen und damit die Palette der Präventionsaktivitäten am Klinikum um einen wesentlichen Baustein erweitert.“
Ärztliche Schweigepflicht trägt zum Opferschutz bei
Ganz besonders wichtig ist den beteiligten Wissenschaftlern und Medizinern der Hinweis auf die gesetzlich verankerte ärztliche Schweigepflicht. Diese sei nicht in erster Linie als ein Instrument des Täterschutzes zu sehen, sondern biete vielmehr eine günstige Ausgangssituation im Sinne eines grundsätzlich gewährten Schutzraums, der Menschen mit pädophilen Neigungen die Angst nehme und somit die Kontaktaufnahme zu Ärzten und Psychologen erleichtere. Das wiederum komme Kindern und Jugendlichen zugute, denn eine präventive Therapie sei der beste Opferschutz. Zusammenfassend lasse sich die Kernbotschaft des Präventionsnetzwerks so formulieren: Niemand ist schuld an seiner sexuellen Neigung, aber jeder ist verantwortlich für sein sexuelles Verhalten! Es gibt Hilfe! Werde kein Täter!
Presseinformation vom 2. Juli 2014 |
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