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  Gastbeitrag: Das Knabenbild des Herrn Edathy
Hinzugefügt 20.10.2015
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Beschreibung

Das Knabenbild des Herrn Edathy - In der Bütt oder Trauerspiel - Überlegungen zur aktuellen Sexualbefindlichkeit der Deutschen

Von Dr. Peter Unbe-Kannt

Die Inquisition scheint zurück! Die sich abspielenden Diskussionen erinnern an die Prozessabläufe um den weltberühmten „schwulen“ Buchautor Oskar Wild, dessen Bild des Dorian Gray im körperfeindlichen Viktorianischen Zeitalter von England veröffentlicht wurde. Doch die gemeinten Vorgänge sind gelebte Gegenwart in der BRD im Frühjahr des Jahres 2014. Wie abgehoben von der gelebten politischen Realität sind aber diese Prozesse, dass die politische Führungsschicht in der BRD nicht mehr die Schizophrenie ihres Theaters bemerkt - oder versucht sie, ihr Wahlvolk gar bewusst zu verschaukeln?

Ein deutscher Staatsanwalt referiert öffentlich, dass ein Mitglied des Hohen Hauses sich Bilder von nackten Knaben via Internet besorgt hat, was in der Folge zum Rücktritt eines Bundesministers führt und eine Regierungskrise in der BRD auslöst. „Die Deutschen, die spinnen!“, hätte der lebensfrohe und stets frivole Franzose Asterix gemeint, obgleich nach der DSK-Affäre auch Staatspräsident François Hollande bei seinen Amouren auf mehr Diskretion beharrt.

Nicht die kontinuierlichen Betrügereien der Bankmanager in Milliardenhöhe, nicht die Ermordung von Bundesdeutschen mit Migrationshintergrund in der NSU-Affäre, auch nicht der völkerrechtswidrige und das deutsche Grundgesetz brechende dreizehnjährige Angriffskrieg der Bundeswehr auf Afghanistan mit über zehntausend toten Zivilisten, auch nicht die jahrzehntelange Hungerskatastrophe in Somalia oder gar die dauerhaft Bespitzelung des deutschen Volkes und seiner gewählten Vertreter - nein, eigentlich „harmlose“ Knabenfotos bringen den deutschen Justizapparat auf Trapp, lassen die Medien rasen und stürzen die deutsche Regierung in eine Identitätskrise.

Der jüngste Skandal erregt die Phantasie der elitären konservativen Politklasse und animiert im Verbund mit gewissen dauergeilen Massenmedien das voyeuristische Volk zu „moralischer Entrüstung“. Das Verbrechen „Tatort Kinderseele!“ ist bisher zwar noch unbewiesen doch hat das Verbrechen sich längst schon folgenreich konstituiert.

Mit ähnlicher Methode haben schon im Mittelalter die Machthaber mit dem peccatum originale als „sex is crime“ (Erbsünde: Sexualität ist ein Verbrechen und schlimmer noch: Sex ist des Teufels!) von ihren Taten abgelenkt. Unsere demokratischen Volksvertreter haben sich gerade wieder einmal eine Gehaltserhöhung in einer schamlosen Unverschämtheit selbst genehmigt. Dieser Geldbetrag übersteigt die monatlich angesetzte Grundrente vieler seit Jahrzehnten immer wieder arbeitslosen Bürger ums Doppelte!. Da kommt diese “Sexaffäre“ gerade als Ablenkungsmanöver richtig. Auch die Nazis im Dritten Reich haben Homosexualität stigmatisiert und als Sündenbock genommen. Die Nazitäter haben neben den Juden auch unzählige „Sittenstrolche“ in den KZs ermordet und das unter dem Beifall der Deutschen mit „gesunden Volksempfinden“ und unter der Mithilfe des vollziehenden Justizapparates. Die mittelalterlichen unliebsamen Hexer wurden damals jedoch öffentlich verbrannt, wobei der heute betroffene Bundestagsabgeordnete zum Glück einer körperlichen Existenzvernichtung entgeht, nicht aber einer sozialen. Das Bundestagsmandat hat der Betroffene „freiwillig“ schon niedergelegt, und er ist - wie bekannt wurde – mit unbekanntem Ziel ins Ausland geflüchtet. Warum wohl?

Ein gewählter Volksvertreter, der sich nämlich im stillen Kämmerlein nackte Knabenbilder anschaut, hat kein Recht, als Vertreter des Volkes im Parlament zu sitzen, meinte etwa ein Reporter öffentlich unter dem Beifall der Studioclaqueure bei einer dieser populären Fernsehdiskussionen mit Günther Jauch vom 16. Februar 2014 im Deutschen Fernsehen. Ist das ein Schuss auf alle Homosexuelle mit politischem Mandat oder nur auf solche Knabenliebhaber? Da sei schnell daran erinnert, dass noch im 18. Jahrhundert auch in deutschen Landen Ehebrecher zu Tode gebracht wurden, „um dem Sittenverfall entgegen zu wirken“, wie von Kirche und Staat argumentiert wurde und, dass der sogenannte Verkupplungsparagraph für „normale Sexualität“ gegen den Willen der Konservativen erst unlängst abgeschafft wurde ebenso wie der § 175.

Dass der im Fernsehen aktuell auftretende Reporter mit seiner erschreckenden Forderung nicht nur die inhärenten Grundrechte eines jeden Menschen ebenso wie den „repräsentativen Parlamentarismus“ gerade verbal abgeschafft hatte, war diesem moralischen Ereiferer bei seiner Rede wohl nicht bewusst. Weiter hatte dieser Gutmensch mit seinem redseligen Populismus das Prinzip der “Rechtsstaatlichkeit“ attackiert und zudem den totalen Überwachungsstaat rechtfertigt mit inzwischen möglichen “Sicherheitsvorkehrungen“, die George Orwells Roman 1984 weit übertreffen.

„Was ist“, so soll themenzentriert hinterfragt werden, an der Betrachtung „einer nackten Mädchen- oder Jungenkörperfotographie“ eigentlich verwerflich? Können unsere ostdeutschen, FKK liebenden Mitbürger oder die westdeutsche „ungenierte“ Hippi-Generation (Kommune 1) solche jetzt im Fernsehen offen artikulierten doch eher moralisch „prüden“ Ansichten nachvollziehen? Höhepunkt des antiken Kunstschaffens waren auch Skulpturen mit splitternackten Jungfrauen und Jünglingen, die uns heute als unbezahlbare Schau-Objekte Zeugnis geben von einer lustbetonten Kulturepoche, in der „Kinder“ noch erwünscht waren. Bedauerlicher Weise führte Alice Schwarzers propagierter „Kleiner Unterschied“ nicht zu „Befreiung der Frauen von (männlicher) Unterdrückung“, sondern diente „den Herr-schenden“/„Frau-schenden“ als Wegbereiter einer Anti-Aufklärung mit der „Kriminalisierung“ vornehmlich männlicher und der sogenannten generationsübergreifenden Sexualität. Die endlos lange Liste Betroffener reicht vom Amerikaner Bill Clinton über den Italiener Berlusconi, vom Franzosen DSK bis hin zum westdeutschen Wetterfrosch Kachelmann. In der eher rechtskonservativen deutschen Zeitung Junge Freiheit sind so die mich erschütternden Zeilen zu lesen: „In der Bundeswehr [...] haben männliche Soldaten daher mittlerweile größere Angst, zu Unrecht der sexuellen Belästigung beschuldigt, als vom Feind getötet zu werden.“ (Junge Freiheit, Nr. 7/14, 7. Februar 2014, Ohne Feindkontakt, S. 2). Diese Feststellung über die Befindlichkeit der Bundeswehrsoldaten belegt mehr als nur „Unsicherheiten“ im Sexualverhalten der Bundesdeutschen. Mit Vorurteilen zur Sexualität, diesem früheren Schweinskram, über den man nicht redet, lässt sich bekanntermaßen die Volksmasse über die auflagenstarke BILD am bequemsten steuern. Die Möglichkeit seit 1968 überhaupt über „Sexualität“ diskutieren zu können oder gar „Aufklärung“ im AIDS-Zeitalter betreiben zu können, ist Konservativen immer noch ein Dorn im Auge. „Kinderschutz“ ist deren Schlagwort, wobei diese jedoch alles tun, ihre „Kinder“ zu sterilisieren. Die Negativsteigerung aller sexuellen Vorurteile dieser rückwärtsgewandten Ignoranten wird unreflektiert auf die „ach so bösen Pädophilen“ übertragen!

Die inzwischen fast kinderlose (vornehmlich westdeutsche) Gesellschaft ist so auch das Ergebnis einer medial vermittelten und durch die Justiz verstärkten deutschen Sexualitätsfeindlichkeit, wobei die ungelösten Existenz- und Gesellschaftsprobleme sich zwischen den inzwischen zwangsläufig mehrheitlich alleinlebenden Geschlechtern mehr und mehr verstärken. Es ist typisch für Konservative sich zwar laut „moralisch aufzublähen“, an wirklichen Problemlösungen jedoch nicht interessiert zu sein und mit „Sündenbockthemen“ ihre eigene Untätigkeit und Bequemlichkeit zu übertünchen. Die aufgeregt geführte Diskussion um die „Bildungsziele unter dem Regenbogen“ in Baden-Württemberg belegt, wie wichtig eigentlich schulische Wissensvermittlung über die Vielschichtigkeit von Sexualität mit ihren Wechselwirkungen in unserer Gesellschaft ist. Statt “Wissen“ fordern gewisse konservative „Denker“ jetzt erneut nochmals verschärfte „Straf-“Gesetze!

Das Ergebnis dieser hoffnungsvollen Diskussionssendung mit Günther Jauch und seinen Gästen aus der Politik war entsprechend individuell unbefriedigend und zugleich jammervolles Spiegelbild der jeweiligen parteipolitischen Befangenheit.

Anmerkungen K13online
Der Autor des Artikels ist Literaturhistoriker für Romanistik und Gründungsmitglied der GRÜNEN, sowie aktuell politisch engagierter Zeitzeuge. 
 
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Gastbeitrag von Dr. Peter Unbe-Kannt: Das Knabenbild des Herrn Edathy - In der Bütt oder Trauerspiel - Überlegungen zur aktuellen Sexualbefindlichkeit der Deutschen - vom 26.02.2014
Literaturhistoriker Dr. Peter "Unbe-Kannt": "Nicht die kontinuierlichen Betrügereien der Bankmanager..., sondern harmlose Knabenfotos bringen den deutschen Justizapparat auf Trapp, lassen die Medien rasen und stürzen die deutsche Regierung in eine Identitätskrise
Der Literaturhistoriker für Romanistik und Gründungsmitglied der GRÜNEN, Dr. Peter "Unbe-Kannt", hatte auf der politischen Webseite "Scharf-Links" einen Artikel zur Edathy-Debatte eingereicht, der dort jedoch nicht freigeschaltet wurde. Die K13online Redaktion veröffentlicht diesen Beitrag als Medium der freien Meinungsäußerung. Der Autor hält Rückschau auf die Methoden im Mittelalter und muss heute feststellen, dass die Inquisition zurück erscheint. Auch kritisiert er den ersten Polittalk bei Günther Jauch am 16. Februar 2014: "Das Ergebnis dieser hoffnungsvollen Diskussionssendung mit Günther Jauch und seinen Gästen aus der Politik war entsprechend individuell unbefriedigend und zugleich jammervolles Spiegelbild der jeweiligen parteipolitischen Befangenheit". Dass der Artikel bei "Scharf-Links" nicht veröffentlich wurde, spricht nicht die "neue Linke" in Deutschland. Lesen Sie diesen Artikel nun mit einem Klick auf mehr...
http://krumme13.org/news.php?s=read&id=2741

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